Aspekt der Partizipation in der Praxis

Aspekt der Partizipation in der Praxis

Der bereits im Theorieteil dieser Arbeit beschriebene Aspekt der Partizipation hebt verantwortungsbewusste Mitwirkungsmöglichkeiten von Seiten der Betroffenen sowie einen partnerschaftlichen Umgang zwischen Mitarbeitern und Besuchern hervor.

Anhand der durchgeführten Interviews wird ersichtlich, dass zwei Drittel der befragten Besucher die Möglichkeiten der Mitbestimmung innerhalb der Tagesbegegnungsstätte (TBB) als ausreichend bewerten. Ein Drittel fühlt sich mit dem vorherrschenden Maß an Mitbestimmung persönlich überfordert. Eine mögliche Erweiterung dieser Mitbestimmung wird von Seiten der befragten Besucher kaum erwünscht. Dass dies gegebenenfalls auch eine höhere Eigenverantwortung und Selbstbestimmung nach sich zieht, wird nur von einem Probanden positiv bewertet. Eine Form der Mitwirkung besteht innerhalb der Tagesbegegnungsstätte (TBB) für die Besucher auch durch die Besuchervollversammlung und den Besucherbeirat. Anhand der vorliegenden Untersuchung hat sich ergeben, dass fast alle Befragten an der Besuchervollversammlung teilnehmen, jedoch ein nur sehr geringer Teil dies als Forum zur Äußerung der eigenen Meinung nutzt.
Auch die Bedeutung des Besucherbeirats ist kritisch zu bewerten. Die Hälfte der Befragten schreibt ihm die Aufgabe der Vermittlung zwischen Besuchern und Mitarbeitern zu. Nur ein Proband versteht diesen ausdrücklich als Interessenvertretung der Besucher. Ein weiterer Aspekt, der während der Befragung aufgegriffen wurde, ist die Frage nach der Inanspruchnahme des Besucherbeirats in Problemsituationen. Ein Drittel der befragten Besucher betonen, sich in diesen Situationen vorrangig direkt an die Mitarbeiter der Einrichtung zu wenden. Die Verfasserin geht davon aus, dass sich in diesen beiden Punkten das Problem der institutionell geschaffenen Mitbestimmung widerspiegelt. D. h., dass diese Formen der Mitwirkung nicht von den Betroffenen selbst geschaffen wurden, sondern von den Mitarbeitern der Einrichtung. Dies macht eine Identifizierung mit bzw. eine Nutzung dieser Mitwirkungsmöglichkeiten von Seiten der Besucher schwieriger. Darüber hinaus kann vermutet werden, dass eine Vielzahl der Besucher aufgrund ihrer gesammelten Erfahrungen in psychiatrischen Einrichtungen eine passive Grundhaltung eingenommen hat und eine Mitbestimmung oftmals eine Überforderung darstellt.

Ein partnerschaftlicher Umgang zwischen Betroffenen und Professionellen wird in der Literatur oftmals als freundschaftliche, haltende, authentische oder engagierte Beziehung von Seiten der Mitarbeiter beschrieben. Diese Charakteristik wird in der hier durchgeführten Untersuchung bestätigt. Alle sechs befragten Besucher geben eine durchweg positive Einschätzung der Angestellten; die von sehr liebevoll, sehr freundlich, sehr entgegenkommend bis hin zu sehr hilfsbereit reicht. Eine unzureichende Wahrnehmung von Seiten der Angestellten wird von ca. einem Drittel der Befragten bestätigt, wobei den Mitarbeitern z. T. aber auch Verständnis aufgrund von strukturellen oder persönlichen Problemen entgegengebracht wird. Generell kann aber davon ausgegangen werden, dass die Mitarbeiter den Besuchern mit einer dem Empowerment-Konzept entsprechenden Haltung begegnen

Über die Autorin/den Autor
Antje Henkel schloss 2005 Ihr Diplom-Studium Sozialarbeit/Sozialpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule Berlin ab.

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