Verzicht auf strukturierte Hilfepläne

Verzicht auf strukturierte Hilfepläne

Verbunden mit gegenwärtigen sozialpolitischen Diskussionen über die Messbarkeit von Effizienz und Qualität psychosozialer Arbeit, kann dieser Aspekt des Verzichtes auf strukturierte Hilfepläne sozial arbeiterischer/sozialpädagogischer Tätigkeit nur sehr kritisch betrachtet werden.

Empowerment-Prozesse sind auf gar keinen Fall von professioneller Seite planbar. Stellen sie doch vielmehr das Finden eines eigenen Weges der Betroffenen dar. Im Sinne des Empowerment-Konzeptes ist es Aufgabe der professionell Tätigen, die dafür notwendige Zeit zu schaffen; unabhängig von strukturierten und zeitlich begrenzten Hilfeplänen.

Realistisch gesehen, erscheint dies aber kaum möglich, da psychiatrische Einrichtungen angesichts zunehmender Einsparungen auf kommunaler Ebene einem Erfolgsdruck ausgesetzt werden.

Zusammenfassend lässt sich zu den hier genannten Konsequenzen für professionell Tätige – in diesem Fall insbesondere von Sozialarbeitern/Sozialpädagogen – feststellen, dass ein hohes Maß an Flexibilität und Bereitschaft zu situationsbedingtem Handeln erforderlich ist, um Empowerment-Prozesse herbeizuführen.[34]

Den Abschluss sollen einige Worte von WOLFGANG WERNER, Ärztlicher Leiter des LKH in Merzig, bilden; die auf eindrucksvolle Weise die Situation der professionell Tätigen darstellen: „[...] Glaube, Hoffnung und Liebe – das sind die drei Ingredienzien, die es erlauben, den Abhängigen stark werden zu lassen. Eine weitere wichtige Voraus-setzung findet sich darin, dass man selbst stark wird oder stark ist oder seine Schwächen erkennt, zugibt oder partnerschaftlich kompensiert. Zu diesem Zweck spielen Selbsterfahrung, multi-professionelle Arbeit, Berufserfahrung, Lebenserfahrung und Supervision eine wesentliche Rolle. Nur professionelle Personen, die in diesem Sinne stark oder ausreichend kompensiert schwach sind, besitzen die Fähigkeit, den Abhängigen stark werden zu lassen. Empowerment für die Patientinnen und Patienten geht nur bei Empowerment der professionell Tätigen."[35]

[34] Vgl. Stiemert-Strecker, Sigrid; Teuber, Kristin & Seckinger, Mike: Partizipation, Empowerment und Qualität in der psychosozialen Arbeit – ein Trialog. In: Teuber, Kristin; Stiemert-Strecker, Sigrid & Seckinger, Mike (Hrsg.); 2000: Qualität durch Partizipation und Empowerment. Einmischung in die Qualitätsdebatte.; Tübingen (dgvt-Verlag), Seite 45

[35] Werner, Wolfgang: Aufrichtigkeit, Transparenz und eine gemeinsame Sprache. Selbstbefähigung auf einer psychiatrischen Station. In: Knuf, Andreas & Seibert, Ulrich; 2000: Selbstbefähigung fördern. Empowerment und psychiatrische Arbeit.; Bonn (Psychiatrie-Verlag), Seite 124

Über die Autorin/den Autor
Antje Henkel schloss 2005 Ihr Diplom-Studium Sozialarbeit/Sozialpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule Berlin ab.

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