Empowerment-Definition von Psychiatrie-Erfahrenen

Empowerment-Definition von Psychiatrie-Erfahrenen

Eine Arbeitsgruppe von Vertretern der amerikanischen Selbsthilfebewegung hat unter der Leitung von JUDI CHAMBERLIN folgende Definition von Empowerment aus der Betroffenenperspektive vorgelegt. Diese kann als Arbeitsgrundlage für professionelles Handeln verstanden werden. Sie enthält unter anderem folgende Punkte:

  1. Der Psychiatrieerfahrene hat im Gegensatz zur Meinung der Professionellen, die Fähigkeit eigene Entscheidungen zu treffen.
  2. Er verfügt über den Zugang zu Informationen und Ressourcen.
  3. Eigene Durchsetzungsfähigkeit wird nicht mehr als „unangemessenes Verhalten" gewertet, sondern gilt als Ressource des Betroffenen.
  4. Er hat das Gefühl als Individuum selbst, etwas bewegen und verändern zu können.
  5. Ärger und Wut werden nicht mehr als Dekompensation seiner psychischen Erkrankung interpretiert, sondern dürfen geäußert werden.
  6. Ihm ist bewusst, dass auch er als Psychiatrie-Patient Rechte hat, so wie jeder andere Mensch auch.
  7. Er ist in der Lage, Veränderungen in seinem eigenen Leben und Umfeld zu bewirken. Dadurch erhält der Betroffene die Einsicht und das Gefühl, über Kompetenz und Kontrolle zu verfügen.
  8. Er erlernt Fähigkeiten, die von ihm selbst und nicht von Professionellen für wichtig erachtet werden.
  9. Er ist durchaus in der Lage, eigene Bedürfnisse und Wünsche wahrzunehmen. Gegebenenfalls revidiert er die Eindrücke anderer bezüglich seiner eigenen Handlungskompetenz und –fähigkeit.
  10. Die Erarbeitung eines positiven Selbstbildes führt zur Überwindung der erlernten Hilflosigkeit und fördert die Fähigkeit, das Leben selbst zu gestalten.

(Vgl. Knuf Andreas & Seibert, Ulrich; 2000: Selbstbefähigung fördern. Empowerment und psychiatrische Arbeit.; Bonn (Psychiatrie-Verlag), Seite 18)

Diese Auffassung von Selbstbefähigung aus Sicht der Betroffenen sollte als Handlungsgrundlage der Sozialen Arbeit im Umgang mit psychiatrie-erfahrenen Menschen gelten. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass es sich hierbei mehr um persönliche Grundeinstellungen und ethische Werte handelt, als um ein reines Arbeitskonzept.

Über die Autorin/den Autor
Antje Henkel schloss 2005 Ihr Diplom-Studium Sozialarbeit/Sozialpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule Berlin ab.

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