Förderung von Bernds Rollenspiels zu Beginn

 Förderung von Bernds Rollenspiels zu Beginn

Der Hauptschwerpunkt in diesem Kapitel sind die 2 Schwerpunkte im Verlauf der modifizierten HPE. Im Anschluss ist der jetzige Entwicklungsstand von Bernd aufgeführt.

Im Spiel wurde Bernds Repertoire im Rollenspiel erweitert und seine Phantasie angeregt, um mehr Handlungsmöglichkeiten zu schaffen. Bernd suchte sich das Kaufladenspiel aus. Dieses Spielzeug kam zum größten Teil der Stunden zum Einsatz. Anfangs legte Bernd wahllos alle möglichen Dinge in den Einkaufskorb. Es ging ihm nicht um die Produkte, sondern nur um das Ein- und Auspacken. Ich merkte an dieser Stelle, dass er sich noch auf der Funktionsspielebene befand. Ich ließ mich auf sein Spiel ein und gab ihm so meine Akzeptanz. Somit fühlte er sich angenommen und verstanden.
In der darauf folgenden Stunde verbalisierte ich die Produkte, die Bernd nur „das da" nannte. Hier merkte ich jedoch, dass es ihm noch immer nicht um die Produkte, sondern nur um das Ein- und Auspacken ging. In der darauf folgenden Stunde zeigte ich auf die Produkte und nannte sie beim Namen, mit dem Ziel, Bernds Wortschatz zu erweitern. Dabei bemerkte ich eine Veränderung in seinem Spielverhalten. Er experimentierte mit den Produkten und begann, sie näher zu betrachten. Wenn er den Namen eines Produktes falsch aussprach oder nur sagte „Das da haben", wandte ich das korrigierende Feedback an.

Nach Absprache mit meiner Lehrerin begann ich, das Rollenspiel auszubauen, um sein Repertoire zu erweitern und seine Phantasie weiter anzuregen. In der darauf folgenden Stunde experimentierte er weiterhin mit den Produkten. Mein Ziel war es diesmal, dass Bernd einfache Handlungen kennenlernen und eigene Erfahrungen einbringen kann und schließlich nachahmt. Er ließ sich ohne Probleme auf die Erweiterung des Rollenspiels ein, bei dem ich das Prinzip der Lenkung einsetzte.Ich kaufte im Spiel spezielle Produkte zum Frühstück ein. Hier fragte ich ihn, was er gerne zum Frühstück isst und stellte fest, dass er auf der Vorstellungsebene Einschränkungen aufwies. Mir war bewusst, dass ich noch mehr auf die Anschaulichkeit eingehen musste und dass viel Wiederholung notwendig ist. Mit den gekauften Produkten ging ich zum Spieltisch und lud ihn zum Frühstück ein. Er kam aus seinem Kaufladen und half mir dabei, den Tisch zu decken. Er verließ zum ersten Mal seinen sicheren Platz im Kaufladen. Beim Decken des Tisches konnte ich auch die Serialität spielerisch unterstützen. Bernd äußerte beim Frühstücken zum ersten Mal seine Wünsche und konnte hier eigene Erfahrungen in das Spiel einbringen. Er ahmte seine Mutter nach, indem er so tat, als würde er Kaffee mit Milch trinken und mich als Kind anzuspechen. Hier zeigte Bernd seine ersten Nachahmungsleistungen, die es galt, in den nächsten Stunden zu intensivieren.
Das Einkaufen im Kaufladen und das gespielte gemeinsame Frühstück wiederholte ich in den nächsten Stunden. Hier kam Bernd immer mehr aus sich heraus und begann das erste Mal, mir eine Rolle zuzuteilen. Er bestimmte den Ablauf von Mal zu Mal mehr und freute sich das ich seinen Anweisungen folgte. Es gelang ihm in den folgenden Stunden immer mehr, sich auf das „So tun, als ob"-Spiel einzulassen. Bernds Interesse, an meiner Vorgehensweise steigerte sich mit derZeit. Er rief mich z. B. an (im Spiel) und erzählte mir, der Kaufladen sei noch geschlossen. Er beobachtete dann, was ich tat. Dies nutze ich und tat so, als würdeich die Tiere füttern. Hierbei setzte ich auch imaginäre Tiere ein, um seine Phantasie anzuregen. Seine Nachahmung setzte schließlich in der nächsten Stunde verzögert ein. Zwischendurch ging es Bernd nicht so gut; mal war er krank, mal hatte er Streit mit seiner Mutter. Hier zeigte er erstmals ein Problemlöseverhalten: Er rief über das Telefon seine Mutter an und bat sie, ihn abzuholen. Oder es kam das Räuberspiel zum Einsatz: Er schoss alle Räuber tot und konnte so seinen Frust abbauen. Hier identifizierte er sich mit den „guten Menschen" . Sein Thema war: „Das Gute beseitigt das Böse". Eine Spielvariation kam noch nicht zu Stande.

Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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