Hypothesen

Hypothesen

lntermodalitätsstufe

Hypothese: Bernd befindet sich in der egozentrischen Phase, der Perspektiven wechsel gelingt ihm noch nicht.
Er kann sich nicht in die Rolle und Position eines anderen hinein versetzen und versuchen, die Welt aus dessen Sicht zu sehen. Dies wurde im Rollenspiel und beim Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst" erkennbar.

Hypothese: Bernd steht auf der Intermodalitätsstufe, er kann noch keine Handlungsabläufe ausführen oder planen.
Bernd hat Schwierigkeiten mit Handlungsabläufen und Reihenfolgen. Eine Handlung kann er noch nicht planen, so dass seine Entwicklung stockt. Wenn er eine Sache nicht kann, spürt er das und ist frustriert oder lenkt sich mit anderen Dingen ab. Mir fiel auf, dass er schnell aufgibt oder eine neue Sache, die er noch nicht kennt, erst gar nicht anfängt. Im Rollenspiel fehlt ihm die Vorstellungskraft, die Phantasie und das Nachahmungsverhalten. Ihm fällt es schwer, Objekte und Personen umzudeuten. Er kann sich noch keine imaginäre Figur vorstellen. Seine Sprachentwicklungsverzögerung beeinträchtigt ihn möglicherweise auch beim Denken.
Während andere Kinder seines Alters sich mit Verkleidungs- und Doktorspielen beschäftigen, beschäftigt ihn z. B. die Funktion eines Gegenstands. Hier befindet er sich noch auf der Funktionsspielebene. Statt sich auf andere Kinder einzulassen, spielt er oft allein.

Sprache und Sozialverhalten

Hypothese: Die Störung der Serialität zeigt negative Auswirkungen auf Bernds
Sprachentwicklung.
Durch die Störung der Serialität ist Bernd beeinträchtigt in seiner Sprachentwicklung. Um Worte, Silbenreihen oder Sätze zu erfassen und wiederzugeben ist eine gut entwickelte Serialität notwendig.

Hypothese: Seine Sprachauffälligkeit beeinflusst sein Spiel- und Sozialverhalten.
Durch seine Sprachentwicklungsverzögerung spricht er kaum, wird, wenn er spricht,
schlecht verstanden und ist gehindert, sich sprachlich korrekt zu äußern. Dies beeinflusst u. A. sein Spielverhalten. Er wird von anderen Kindern kaum ins Spiel einbezogen. Die Sprache hat in viele Entwicklungsbereiche großen Einfluss. Bernd wird jedoch in einigen Bereichen gehindert, sich altersgerecht zu entwickeln. Dies ist der Grund, warum er kaum Kontakt zu gleichaltrigen Kindern hat und stattdessen immer wieder Kontakt zu den Erzieherinnen sucht. Er fühlt sich zu bestimmten Personen hingezogen und kann sich schlecht auf neuen Personen einlassen.

Erziehungsstil und Bindungsverhalten

Hypothese: Bernds Entwicklungsverzögerung kann durch den Erziehungsstil
beeinflusst sein.
Die Mutter legt einen nachgiebigen Erziehungsstil an den Tag. Sie setzt kaum Grenzen und behütet Bernd über. Möglicherweise fühlt sich die Mutter schuldig an seiner Sprachverzögerung und seiner insgesamt verzögerten Entwicklung.

Hypothese: Bernd zeigt ein unsicher-ambivalentes Bindungsverhalten.
Bernd zeigt einen Trennungsprotest, lässt seine Mutter nicht gehen, klammert sich an ihr fest und wirkt ängstlich. Meist will er von seiner Mutter hochgehoben werden und bekommt mehrere Küsschen. Bernd wirkt innerlich angespannt. Wenn die Mutter gegangen ist, braucht er Zeit, um ins Spiel zu finden. Während der Hofzeit spielt er nicht, sondern wartet, bis seine Mutter ihn abholt. Möglicherweise ist fehlendes Zeitgefühl die Ursache für das Warten. Mit den Begriffen jetzt, nachher oder später weiß er nichts anzufangen. Bernd veranlasst Situationen, die seine kindlichen Bedürfnisse befriedigen. Hier setzt die Mutter keine Konsequenzen. Der Vater soll, laut Aussage einer Erzieherin des Kindergartens, recht streng sein.

Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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