Persönliches Fazit Entwicklungspädagogik

Persönliches Fazit

Mein Streben wurde dem Wissen einer Heilerziehungspflegerin nicht mehr gerecht, denn ich wollte tiefgründigeres Wissen erwerben. Auch deshalb entschied ich mich für die Weiterbildung zur staatlich anerkannten Heilpädagogin. Bereits im Vorfeld interessierte mich das Arbeitsfeld mit Vorschulkindern, da ich schon lange Zeit nicht mehr im Kindergarten gearbeitet hatte. Viele interessante Aspekte konnten während der Ausbildung verständlicherweise nur wenig vertieft werden.
Da meine Erfahrungen mit Kindern in Bernds Alter lange zurück liegen und ich nur theoretisches Wissen über heilpädagogische Methoden hatte, empfand ich die ersten Stunden im Kindergarten sehr aufregend. In der Gruppenförderung fühlte ich mich zunehmend sicherer. Zu Hause belas ich mich in Fachbüchern über Entwicklungspsychologie und vieles mehr. Die Arbeit mit einem entwicklungsverzögerten Kind mit Sprachstörungen stellte mich vor viele Fragen; ich hatte ein sehr großes Interesse daran, Bernd in seiner Weiterentwicklung zu helfen.
Das Umsetzen des heilpädagogischen Wissens in der Praxis stellte für mich eine Herausforderung dar. Es gab Parallelen zur Arbeit als Heilerziehungspflegerin, jedoch spielten hier das Beobachten und das Bilden von Hypothesen, die Elternarbeit und die Diagnostik eine viel größere Rolle, als in der Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. Mit dem neuen Wissen als zukünftige Heilpädagogin veränderte sich meine Arbeit. Neu war für mich beispielsweise auch die Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen. Durch den Austausch mit der Logopädin wurden einige meiner Fragen beantwortet, wodurch ich natürlich viel ler-
nen konnte. Auch in Zukunft finde ich eine Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen sehr hilfreich und unabdingbar. Ich informierte mich außerdem in Fachbüchern über bestimmte Sprachentwicklungsstörungen. Dies motivierte mich, im Fach Heilpädagogik eine Facharbeit über dieses Thema zu schreiben.

In der Einzelförderung traute ich mich zunächst noch nicht so recht, neue Methoden in der Einzelförderung anzuwenden, die Bernd in seiner Entwicklung weiterhelfen könnte. Ich befürchtete, dass dies Bernd nicht gut tun würde oder ich unsicher wirken könnte. Doch schließlich probierte ich eine neue Methode aus (heilpädagogische Entwicklungsförderung mit Rhythmikanteilen). Zwar reagierte Bernd darauf nicht so, wie ich es erwartet hatte, doch ich war nicht enttäuscht. Es war eine neue Erfahrung für mich und wird mir später im Berufsleben sicherlich noch mehrmals widerfahren. Während der Einzelförderung mit Bernd wurde mir klar, das ich die Methode auf das jeweilige Kind anpassen muss und mich nach seinen Bedürfnissen und Stärken orientieren muss. In den ersten Stunden überforderte ich Bernd mit Aufgaben und ich befürchtete, dass der Beziehungsaufbau erschwert sein würde. Doch ganz im Gegenteil,Bernd zeigte sich mir gegenüber immer offener und freute sich schon, wenn ich montags kam.

Meine Beobachtungen in Bezug auf Bernd und seiner Mutter wurden mit der Zeit immer differenzierter. Ich unterstütze die Mutter durch Gespräche, damit sich Bernd besser von ihr lösen konnte und sie einige grundlegende Dinge in ihrem Erziehungsstil ändert. Das Hintergrundwissen, das ich zeitgleich in der Weiterbildung erwarb, ermöglichte es mir, noch gezielter auf Bernds Problematik einzugehen. Der Unterrichtsstoff reichte teilweise nicht aus, sodass ich mich auch außerhalb des Unterrichts entsprechend belas und einzelne Lehrerinnen um Rat fragte. In der Einzelförderung kamen mir nach und nach neue Ideen zur Umsetzung meiner Ziele. Das Erreichen von Entwicklungsschritten bzw. das Arbeiten an Entwicklungsschritten bestätigten und motivierten mich, das ich den richtigen
beruflichen Weg gehe. Es motiviert mich, mich weiter zu belesen und das theoretische Wissen anzuwenden. In der Reflexion besprach z. B. ich Probleme und eventuelle Zusammenhänge und holte mir Rat, wenn ich nicht weiter wusste. Erst beim Schreiben der Berichte wurden mir so manche Zusammenhänge deutlich. So fiel es mir anfangs schwer, Hypothesen zu erstellen. Nach einiger Zeit fiel es mir leichter, Hypothesen zu formulieren; einige Hypothesen bestätigten sich später, was ich als schöne Erfolge empfand. Ich finde es wichtig, auch in Zukunft Verlaufsbericht über die heilpädagogische Förderung zu erfassen.
Die heilpädagogische Arbeit mit Bernd wurde mir mit der Zeit klarer, verständlicher und ichsah immer neue logische Zusammenhänge. Durch die praktische Arbeit mit Bernd wurde mein vermitteltes Wissen erst nachvollziehbar und somit auch verständlicher. Abschließend überlegte ich mir, wie ich Bernd noch weiterhin unterstützen kann, da ich es schade finden würde, wenn im Kindergarten alles wie gehabtweiterlaufen würde. Deshalb schlug ich vor, eine Integrationskraft zu beantragen, wobei die Erzieherinnen leider anderer Meinung waren. Gegen den Pessimismus, den sie diesbezüglich äußerten, kam mein bescheidenes Fachwissen nicht an. Ich glaube, dass ihnen die Bernds Lage Bernd nicht
vollständig bewusst ist oder dass sie sich aus zeitlichen Gründen darüber keine Sorgen machen können.

Da ich mich sehr für die Sprachentwicklung und deren Verzögerungen interessiere,
möchte ich nachfolgend eine kurze Zusammenfassung geben, weshalb mir Elternarbeit in Bezug auf Sprachentwicklung so wichtig ist:
Das Wichtigste bei jeder Sprachentwicklungsverzögerung ist die soziale Umgebung des Kindes. Das Alltagsleben sollte so gestaltet werden, dass die Sprache sich normal entwickeln kann. Daher brauchen Kinder Eltern, die sich für sie Zeit nehmen. Kinder brauchen Liebe und Wärme, Spiel und Bewegung am Tage, Ruhe und Geborgenheit am Abend. Mir wurde während der Arbeit erst richtig bewusst, dass das Kind die Zeit bestimmt und nicht der Therapeut. Bernds Entwicklungserfolge, sowohl in der Einzelförderung, als auch im Kindergarten und in der Elternarbeit, zeigten mir, dass ich auf dem richtigen Wege bin.
Mit dem Erarbeiten dieser Facharbeit ist mir erst richtig bewusst geworden, wie vielseitig das Thema Modifizierte heilpädagogische Entwicklungsförderung mit einem 5-jährigen entwicklungsverzögerten Jungen mit serialen Wahrnehmungsstörungen und einer Sprachentwicklungsstörung sein kann. Wie viele Dinge ineinander greifen und sich gegenseitig beeinflussen. Was man braucht ist natürlich das Wissen und das Einfühlungsvermögen, um die rätselhaften Vorgänge, die sich innerhalb des Kindes abspielen, begreifen zu kön-
nen. Gerade in diesem Punkt ist lebenslanges Lernen notwendig. Was man weiterhin braucht, sind realisierbare Ziele, d. h. solche, die nicht überfordern und nicht unterfordern, die praxisnah und realistisch sind. Was ich als Heilpädagoge beim Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen brauche, sind Einfühlungsvermögen, Akzeptanz, Wertschätzung und sehr viel Geduld.

Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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