Die Rahmenbedingungen

Die Rahmenbedingungen

Die Rahmenbedingungen (siehe Kapitel 2) erwiesen sich als ungünstig für Bernds Entwicklung. Es wäre besser, er könnte einen integrativen Kindergarten, noch besser einen Sprachheilkindergarten besuchen. In einem integrativen Kindergarten arbeiten Fachkräfte, die Grundinformationen (medizinisch, heilpädagogisch, pädagogisch, psychologisch) zu spezifischen Behinderungen und Beeinträchtigungen haben. In der herkömmlichen Erzieherinnenausbildung wird dieses notwendige Fachwissen nicht vermittelt. Folglich fehlte es
den Erzieherinnen an fachlichem Wissen, wie sie Bernd unterstützen können.
Die Kindergartengruppe umfasste 24 Kindern ist für Bernd zu groß. Hier erlebte ich ihn häufig sehr unsicher und zurückgezogen und hatte den Eindruck, dass die Erzieherinnen nicht angemessen auf ihn eingehen konnten. Eine intensive Beobachtung unter dem Aspekt der Ganzheitlichkeit konnte daher leider nicht durchgeführt werden. Diesbezüglich habe ich bei Bernd festgestellt, dass er in Kleingruppen mehr Selbständigkeit und Selbstsicherheit zeigte.
In einem integrativen Kindergarten sind die Gruppen kleiner und es wird in kleineren Gruppen gearbeitet. In einer integrativen Kindertagesstätte
würden Bernds Möglichkeiten und Kompetenzen mehr im Vordergrund stehen. Ich erlebte im Regelkindergarten teilweise, dass Erzieherinnen defizitär ansetzten.
Unter dem Blickwinkel des gemeinsamen Lernens erlebte ich, dass Bernd eine andere Ausgangslage aufgrund seiner Beeinträchtigungen hat, und dass seine individuellen Kompetenzen in einer Gruppe mit 24 Kindern nicht berücksichtigt werden können. Er kam oft nicht hinterher, traute sich Dinge nicht zu, gab schnell auf. Dies wirkte sich negativ auf sein Selbstbewusstsein aus.

Das Thema Integrationskindergarten für Bernd habe ich mit der Gruppenleiterin des Kindergartens besprochen. Sie war hier anderer Meinung und zählte mir auf, in welchen Bereichen Bernd hier zusätzlich gefördert wird. Die Angebote, die Bernd momentan erhält, sind meines Erachtens jedoch nicht auf seine individuellen Kompetenzen und Beeinträchtigungen abgestimmt. Zwar werden Kleingruppenangebote gemacht, die ihm zu mehr Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit verhelfen sollen, jedoch wird auf sein Hauptproblem, nämlich die Störung der Serialität, nicht gezielt eingegangen. Damit Bernds Entwicklung weiterhin unterstützt wird, habe ich eine zweite Möglichkeit in Betracht gezogen: Ich
schlug vor, eine Integrationsfachkraft für Bernd einzustellen. Die Eltern könnten die Leistungen der Eingliederungshilfe für Bernd in Anspruch nehmen. Ich bot dies nach Absprache mit der Gruppenleitern der Mutter an. Wegen seiner Sprachentwicklungsverzögerung haben die Gruppenleiterin sowie die Frühförderstelle in Offenburg und ich der Mutter geraten, die Sprachheilschule, die im näheren Umkreis liegt, für Bernd zu wählen. Diese Schule bietet u. A. auf die sprachlichen Schwierigkeiten von den Schüler und Schülerinnen zugeschnittenes Unterrichtsangebot. Die Klassengröße besteht aus maximal 12 Kindern, weshalb dort das individuelle Lerntempo berücksichtigt und ein hohes Maß an individueller
Förderung im Unterricht stattfinden kann. Hier hätte Bernd eine bessere Entwicklungschance als in einer Grundschule.

Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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