Zusammenarbeit mit den Eltern

Zusammenarbeit mit den Eltern

Erste Kontaktaufnahme und Elterngespräch

Noch vor Beginn der heilpädagogischen Entwicklungsförderung lernte ich Bernds Mutter kennen, da sie die ihn jeden Morgen in den Kindergarten brachte und auch abholte. Ich konnte ein liebevolles Verhältnis zwischen ihr und Bernd beobachten. Bernds Bindungverhalten war unsicher-ambivalent; er ließ seine Mutter nicht gehen, klammerte sehr stark und fand schlecht ins Spiel zurück.
Als ich mich der Mutter kurz vorstellte und um ein Gespräch bat, war sie sofort einverstanden. Ich hielt ein kurzes Gespräch mit ihr und sie freute sich sehr, dass ich Bernd in seiner Entwicklung unterstützen möchte. Im ersten Elterngespräch informierte ich sie zunächst über meine Ausbildung und die Ziele, die ich anstrebe. Anschließend bat ich sie, etwas über ihre Familie zu erzählen. Sie wirkte mir gesprächig. Während des Gesprächs kam sie vom Thema ab und erzählte von ihrem mittleren Sohn, bei dem erst kürzlich ADS diagnostiziert worden war. Sie erzählte viel von ihren 3 Kindern und deren Streitigkeiten, so dass ich nach einiger Zeit wieder das eigentliche Thema Bernd ansprach. Aus ihren Erzählungen beantworteten sich meine Fragen der Familienkonstellation von selbst. Mir wurde deutlich, dass Bernds Mutter mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert ist, da ihr Mann kaum zu Hause ist. Auf Fragen, was ihr Sohn besonders gut kann, fiel ihr kaum etwas ein, stattdessen erzählte sie mir nur, was er alles nicht kann.
Als wir auf das Thema der Sprachentwicklungsverzögerung zu sprechen kamen, erzählte sie mir von der Trennung im frühen Kindesalter. Sie ist sich sicher, dass dieses traumatische Erlebnis der Auslöser für seine Sprachauffälligkeit ist und hat so eine Lösung für sich gefunden.
Bezogen auf den Stufen der seelischen Annahme, befand sie sich anfangs auf der Stufe der Auflehnung. Sie suchte nach Ursachen und gab die Trennung im frühen Kindesalter an. Die Auflehnung kam deutlich zur Geltung, da sie keine positiven Eigenschaften von Bernd aufzählen konnte.
Ich gab ihr zum Schluss noch einen Elternfragebogen mit, den sie mir eine Woche später ausgefüllt zurück gab. Des Öfteren erzählte sie mir, wie die Woche und das Wochenende für Bernd war, ob es ihm gut oder schlecht ging. Dies waren für mich wichtige Informationen, da Bernd diese Themen im Rollenspiel widerspiegelte.

Ziele in der Elternarbeit

Meine Ziele mit der Elternarbeit in Bezug auf Bernd haben sich mit der Zeit geändert. Ich überlegte mir Alltagssituationen, in denen Bernd zu Hause gut gefördert werden kann (z.B. Tisch decken) und besorgte Bücher über Finger- und Sprachspiele und über Abzählreime. Mein Ziel war, dass die Eltern ihn auch zu Hause sprachlich unterstützen können und das die Mutter Bernd im hauswirtschaftlichen Bereich unterstützt. Hier überlegte ich mir Dinge, die seine Wahrnehmung der Serialität unterstützen könnten. Ich sprach die Mutter mehrmals auf Benedikts unsicher-ambivalentes Bindungsverhalten und auf ihr keine Grenzen setzendes Verhalten an. Von hier an merkte ich eine Veränderung in ihrem Verhalten. Bernd fiel es zunehmend leichter, sich von seiner Mutter zu lösen. Die Mutter verabschiedete ihn kurz und ging dann. Zu Hause setzte sie ihm, nach ihren Aussagen, mehr Grenzen.

Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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