Integration und Störung der Sinne

Integration und Störung der Sinne

Integration der Sinne

Bernd hat Probleme in der Wahrnehmung der Serialität. Bevor ich näher auf die Stufe der Serialität eingehen werde, zeige ich nachfolgend auf, was eine Integration der Sinne bedeutet.
Es handelt es sich dabei um die Fähigkeit, isoliert Wahrgenommenes in einem Zusammenhang zu sehen. Über mehrere oder einen Sinneskanal erhält das Kind eine Anzahl von Informationen und verarbeitet diese entsprechend seiner Wahrnehmungsfähigkeit. Anschließend fügt das Kind die einzelnen Informationen zu einem neuen Ganzen zusammen. Laut Kiphard soll kein Wahrnehmungskanal Informationen vermitteln, die ohne Bezug zu den Informationen anderer Kanäle sind. Ayres spricht hier von der „sensorischen Integration", was soviel wie Integration der Informationen über die Wahrnehmungskanäle bedeutet (vgl. BUNDSCHUH 2002, S. 116).

Kinder mit serialen Störungen sind nicht in der Lage, mehrere sensorische Reize so miteinander zu verbinden, dass sich die Reize zu einem Ganzen kombinieren (oder zusammenfügen). Zitat: „Dem Gehirn gelingt es nicht, den ständigen Strom mehrerer sensorischer Impulse sinnvoll zu verarbeiten und so zu ordnen, dass das betreffende Individuum eine genaue Information über sich selbst und seine Umwelt erhält." (BUNDSCHUH 2002, S. 117)

Wahrnehmung der Serialität

Laut Affolter gibt es 3 Stufen der Wahrnehmungsentwicklung: die modale Stufe, die intermodale Stufe und die seriale Stufe. Ich gehe nachfolgend näher auf die seriale Stufe ein, da mein Einzelförderkind Bernd hier sein Hauptproblem hat.
Die dritte Stufe der Wahrnehmungsentwicklung beginnt etwa im Alter von 9 Monaten. Der Säugling probiert nun eine vertraute Tätigkeit an vielen Gegenständen aus. Kommt es zu Wiederholungen einer Tätigkeit, kann es sich eine Serie vorstellen und abschätzen, was als nächstes kommt. Schließlich versucht das Kind das Erwartete auszulösen. Das Kind denkt aufgrund zuvor gemachter und abgespeicherter Erfahrungen. Jetzt ist es fähig, in geordneten Abläufen (Sequenzen) zu handeln. Erste Handlungsketten, Zeitabläufe, vorausschauendes Denken und planvolles Vorgehen entwickelt sich. Das Kind entwickelt erste Wenn-Dann-Beziehungen (vgl. PFLUGER-JAKOB 2007a, S. 42).

Störungen in der serialen Entwicklung

Ist die Entwicklung der Serialität gestört, äußert sich dies in mehreren Auffälligkeiten, die hier kurz zusammengefasst sind:

  1. Einmalige gelernte Handlungsketten können nicht einer neuen Situation angepasst werden. Kleine Veränderungen erzeugen Unwillen, Angst, oder Aggressionen.
  2. Die Reihenfolge der Handlungen ist durcheinander, z. B. beim Tisch decken.
  3. Eine Handlungskette ist unvollständig, also beendet das Kind den Handlungsablauf vorzeitig . Das Kind weiß nicht weiter oder kann nicht weit genug vorausplanen.
  4. Das zeitliche Sprachverständnis ist stark eingeschränkt. Die Worte bald, morgen kann das Kind nicht zeitlich einordnen und es reagiert ungeduldig oder auch aggressiv.
  5. Die auditive Gedächtnisspannen sind eingeschränkt.
  6. Die Sprachentwicklung, insbesondere die Grammatik, das Wortverständnis und die Semantik sind eingeschränkt und fallen besonders auf.
  7. Die Regeleinhaltung und das Abwarten fallen schwer (vgl. PFLUGER-JAKOB 2007a, S. 43).

Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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