Störungen in der Sprachentwicklung

Störungen in der Sprachentwicklung

„Für viele auditiven Leistungen, vor allem der sprachlich-auditiven Produktion, ist die noch höhere Organisationen der Verarbeitung der Informationen auf der Serialstufe notwendig." (PFLUGER-JAKOB 2007b, S.38)

Dies bedeutet, dass die Einordnung der Signale in einer zeitlich geordneten Reihenfolge stattfindet. Seriale Leistungen braucht das Kind für die Sprachentwicklung, um Worte, Silbenreihen oder Sätze zu erfassen und wiedergeben zu können. Die vorgesprochenen Silben und Wörter muss das Kind in der richtigen Reihenfolge aufnehmen, verarbeiten und speichern können, um dies in der gleichen Reihenfolge in die Sprechmotorik übertragen zu
können. Seriale Leistungen sind gefordert bei zeitlichen oder räumlichen Beziehungen zwischen sprachlichen Begriffen oder in einem ganzen Satz. Das Kind sollte in der Lage sein, Wenn-dann-Beziehungen zu verstehen (vgl. PFLUGER-JAKOB 2007b, S. 39).
Kinder, die sprachauffällig sind, zeigen oft Lernschwächen. Beeinträchtigt sind dabei die Kreativität, Motivation, Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeitsspanne, auditive Gedächtnisspanne sowie die Fähigkeit zu Planerstellung und Strategiebildung. Nach dem Stufenmodell von Affolter sind die serialen Leistungen eingeschränkt: Kinder mit Störungen der Serialität versagen bei unmittelbaren Nachahmungsleistungen. Gerade für den Spracherwerb sind die Nachahmungsleistungen von großer Wichtigkeit (vgl. HUGENSCHMIDT 1993, S. 95). Nachfolgend gehe ich näher auf Bernds Sprachentwicklungverzögerungen ein.

Verbale Entwicklungsdyspraxie

Bei der verbalen Entwicklungsdyspraxie wird die Sprache noch vor dem vollständigen Erwerb der Sprache gestört. Es liegen keine organischen Schäden oder funktionellen Defizite in der Sprechmuskulatur vor. Das Bewegungsmuster im Bewegungsrepertoire und der Begriff im Wortschatz sind vorhanden. Dem Kind gelingt es nicht, das in einem bestimmten Moment geforderte Bewegungsmuster abzurufen (vgl. SCHULTE-MÄTER 1996, S. 22).
Das Hauptsymptom ist die gestörte Lautbildung: Es kommen vielfach Lautbildungsfehler, wie z. B. Auslassungen, Vertauschungen, Wiederholungen u.s.w., vor. Die phonologischen Fehler folgen keinem bestimmten Muster, sondern sind variabel. Kinder mit verbaler Entwicklungsdyspraxie haben Schwierigkeiten, die Silben in der richtigen Reihenfolge wiederzugeben (vgl. SCHULTE-MÄTER 1996, S. 85f). Hier spielt die Entwicklung der Serialität eine große Rolle, da u. A. die Reihenfolgebildung schwer fällt.

Lexikalisch-semantische Störung

Von einer Wortschatzstörung spricht man, wenn die Entwicklung des Wortschatzes deutlich hinter der Altersnorm zurückbleibt. Wortschatzstörungen treten meist in Kombination mit Satzbau- und Aussprachestörungen auf. Das Kind findet nicht die richtigen Worte (Wortfindestörung); dies wird als lexikalische Störung bezeichnet. Oder aber das Kind hat einen unzureichenden oder falschen Bedeutungsinhalt zu den vorhandenen Wörter gespeichert, was als semantische Störung bezeichnet wird. Meist tritt dies in Kombination auf, deshalb spricht man auch von lexikalisch-semantischer Störung (vgl. www.sprachheilberater.de).

Dysgrammatismus

Auch die Entwicklung der Grammatik stellt eine seriale Leistung dar. Der Dysgrammatismus bezeichnet das Unvermögen, Mitteilungen in gebräuchlichen grammatikalischen Satzformen auszudrücken. Die Problematik kann in der Wortstellung, der Artikelwahl oder auch in der Mehrzahlbildung oder der Wahl der korrekten Verbform liegen. Der Dysgrammatismus wird in verschiedene Schweregrade unterteilt. Bei Bernd zeigt sich ein mittelschwerer Dysgrammatismus.
Bei einer mittleren Betroffenheit spricht das Kind Mehrwortsätze, die jedoch grammatikalisch nicht richtig gegliedert sind. Das Nachsprechen von Sätzen gelingt hingegen besser. Typisch für den mittelschweren Dysgrammatismus ist das situationsgebundene Sprechen
(vgl. www.schule-am-rothenberg.de).

Dyslalie

Beim Aneinanderreihen von Lauten und Lautverknüpfungen entstehen seriale Leistungen. Ist dies gestört, spricht man von Dyslalie oder von Stammeln. Darunter versteht man in der Sprachheilkunde „[...] die Unfähigkeit, Laute oder Lautverbindungen richtig auszusprechen oder innerhalb der Sprache richtig anzuwenden." (STENGEL 1992, S.33 ) Ein typisches Merkmal ist, dass Laute ausgelassen, fehlgebildet oder ersetzt werden.
Die Dyslalie wird in verschiedene Grade eingeteilt. Ich beschränke mich hier auf die universelle Dyslalie, da hiervon Bernd betroffen ist. Die universelle Dyslalie ist davon gekennzeichnet, dass nur wenige Laute und Lautverbindungen korrekt gebildet werden können.

Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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