Die (umstrittene) Wirksamkeit der gestützten Kommunikation

Die (umstrittene) Wirksamkeit der gestützten Kommunikation

Bezüglich der Wirksamkeit dieser Vorgehensweise spalten sich die Meinungen. Eltern und Therapeuten sind in vielen Fällen von dem Erfolg der Methode der Facilitated Communication (FC) und dem damit verbundenen Fortschritte im Kommunikationsverhalten der Autisten überzeugt. Jedoch konnte man mittels der vorliegenden kontrollierten Untersuchungen mit dem angewandten Verfahren die Wirksamkeit des FC nicht nachweisen oder wissenschaftlich belegen. Die positive Wirkungsweise der gestützten Kommunikation lassen sich lediglich aus den zahlreichen Erfahrungsberichten schlußfolgern, denn nach Angaben der Praktizierenden (z.B. Birger Sellin, Dietmar Zöllner) hat diese Praktik wahre Wunder bewirkt. Vieler Eltern autistischer Kinder hoffen mit der Gestützten Kommunikation eine Methode gefunden zu haben, die es ihren Kindern ermöglicht ihre Gedanken, Wünsche und Ängste mitzuteilen. Jedoch trübt sich diese Hoffnung angesichts der kritischen Betrachtung in Bezug auf die Echtheit der mitgeteilten Botschaften. Ansatzpunkt der Kritiker stellt immer wieder die physische Stütze im Prozeß dieser Kommunikationsmethode dar. Es stellt sich die Frage, ob die mitgeteilten Botschaften Produkte des FC- Nutzer oder durch den Stützer beeinflußt sind. Durch die Körperberührungen beim Stützen gehen Impulse aus, die den Finger des Autisten lenken könnten. Die Gefahr der Manipulation ist demnach gegeben. Untersuchungen in den USA weisen auf einen maßgeblichen Einfluß durch die stützende Person hin. In einem experimentellen Test wurden den FC- Schreibern und den FC- Stützen unterschiedliche Fragen gestellt, die es mittels der gestützten Kommunikation zu beantworten galt. Das Ergebnis ergab, daß keiner der 10 Schreiber, seine Frage richtig beantwortete, sondern seine Antwort vielmehr an der Frage des Stützer orientiert war. Wieder andere Test ergaben allerdings das ca. 20% der FC- Schreiber die ihnen vorgezeigten Bilder unabhängig von ihrer Stütze richtig benannten. Wie groß also der wahre Einfluß der Stütze ist und wieviele Schreiber die Autoren ihrer Texte sind läßt sich bisher nicht beweisen und ermöglicht kein gültiges Urteil über die gestützte Kommunikation. Erst exakte empirische Forschungsergebnisse könnten Aufschluß über die Wirksamkeit dieser Methode geben. Grundsätzlich sollte man allerdings den Computer als Hilfsmittel zur Verbesserung der Kommunikation nicht ablehnen. FC kann autistischer Menschen helfen zu kommunizieren und erweitert damit die Möglichkeiten, am sozialen und gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die teilweise poetisch anmutende Wortwahl einiger FC- Schreiber [3], läßt sich unter Umständen durch die Wortfindungsstörung der Autisten erklären. Die Medien tragen häufig, durch Überinterpretationen dieser „Gedichte" dazu bei, das die poetischen Fähigkeiten dieser Menschen überbewertet werden. Dies soll jedoch nicht ausschließen, daß mittels dieser Vorgehensweise ungeahnte Fähigkeiten der Autisten erkannt werden können [4]. Die Methode des FC macht aber aus keinen Menschen mit einer autistischen Störung ein Genie und ist genauso wenig als ein Wundermittel zu verstehen.

[3] An dieser Stelle ist Birger Sellin zu erwähnen. Sein 1993 erschienenes Buch „ich will kein Inmich mehr sein" beinhaltet zahlreiche poetische Texte.

[4] Dietmar Zöllner veröffentliche in den letzten Jahren 2 autobiographische Bücher („Wenn ich mit euch reden könnte..." und „Ich geb' nicht auf") und holte sein Abitur nach.

Über die Autorin/den Autor
Alexandra May ist Diplom-Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin (FH). Zusätzlich studierte sie Erwachsenenpädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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