Schlusswort

Schlusswort

Während meiner Tätigkeit im Wohnheim für geistige behinderte Menschen hatte ich mit einigen Autisten engeren Kontakt und habe deren autismustypischen Verhaltensweisen erleben können. Jedoch mußte ich anhand von

zahlreichen Erfahrungsberichten, welche mir im Laufe der Hausarbeit in die Hände gerieten, feststellen, dass eine Beschreibung eines generellen Krankheitsbildes des Autismus nicht möglich ist. Daher schien es mir wichtig die Kernsymptome recht ausführlich zu beschreiben. Anhand dieser Vielfältigkeit der Verhaltensweisen muß

"Für jedes Kind mit speziellen, individuellen Bedürfnissen diejenigen Hilfen bereitgestellt werden, die es für seine Entwicklung braucht." (Aarons, 1994, S. 95)

Bei allen Formen und Möglichkeiten der Therapie sollt nie vergessen werden, daß jeder Mensch egal ob behindert oder nicht, zwar seine Fähigkeiten entsprechenden gefördert aber nicht unnötig überfordert werden sollte. Einige Erfahrungsberichte erweckten bei mir den Eindruck, daß die Eltern durch den zwanghaften Ehrgeiz, ihr autistisches Kind den gesellschaftlichen Normen anzupassen, die individuellen Bedürfnisse ihres Kindes nicht wahrnehmen. Das autistische Kind sollte jedoch Raum und Anregung erhalten sich gemäß seiner Fähigkeiten zu entwickeln. Dazu ist es jedoch nötig die Grenzen der autistischen Menschen zu erkennen und ihre Andersartigkeit zu akzeptieren. Mit den folgenden Zeilen möchte ich meine Hausarbeit abschließen, da hier die Problematik in welcher sich autistischen Menschen befinden kompakt zusammengefaßt wird. Mit diesem Gedicht richtet sich Gisa Anders, selbst Mutter eines autistischen Jungen:

An die Eltern eines autistischen Kindes
Euer Kind ist kein Mensch – wie ich und du
Es ist anders – als ich und du
Es sieht die Dinge mit den gleichen Augen - wie ich und wie du
Aber es kann sie nicht so sehen - wie ich und wie du
Es spricht die gleiche Sprache - wie ich und wie du
Doch es versteht sie nicht so - wie ich und wie du
Es erlebt den Schmerz - wie ich und wie du
Doch es kann nicht schreien - wie ich und wie du
Es möchte lieben - wie ich und wie du
Doch es kann sie nicht zeigen - wie ich und wie du
Es möchte gern spielen - wie ich und wie du
Doch es kennt keine Regeln - wie ich und wie du
Es möchte gern so lernen - wie ich und wie du
Doch es kann es nicht begreifen - wie ich und wie du
Es braucht Liebe - wie ich und wie du
Es kann sie nicht fordern - wie ich und wie du
Es kann nicht sprechen - wie ich und wie du
Denn es hat Angst vor Fehlern - wie ich und wie du
Es bleibt stumm - wie ich und wie du
Es beißt sich selbst - wie ich und wie du
Es läuft weg - wie ich und wie du
Und es hat ständig Angst - wie ich und wie du
Es spricht mit sich selbst - wie ich und wie du
Und es braucht Hilfe - wie ich und wie du
Es bewegt seinen Körper – nicht - wie ich und wie du
Weil es sich langweilt - nicht - wie ich und wie du
Wir sollten geduldig sein und voll Mut
Dann können wir ihm helfen in seiner Not
Wir sollten behutsam sein und uns beschränken
Mit dem, was wir fordern und steht's bedenken
Es möchte so sein - wie ich und wie du
Doch es braucht dich und mich dazu.

Über die Autorin/den Autor
Alexandra May ist Diplom-Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin (FH). Zusätzlich studierte sie Erwachsenenpädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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