Kinder und Jugendliche aus alkoholbelasteten Familien

Wie in Kapitel 1 beschrieben, wachsen Kinder und Jugendliche mit alkoholkranken Eltern bzw. Elternteilen in einem dysfunktionalen Familiensystem auf. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sie besonderen Belastungsfaktoren ausgesetzt sind:

  • Sie müssen Streit, Auseinandersetzungen und extreme Stimmungsumschwankungen der Eltern aushalten.
  • Sie erleben häufiger Trennungen der Eltern, welche dann mit Umzügen und Schulwechseln verbunden sind.
  • Sie dienen als Objekt der Verwöhnung und Aggression.Sie erleben massive Loyalitätskonflikte.
  • Sie erleben Unzuverlässigkeit und Versprechen, die ihnen gegenüber nicht eingehalten werden.
  • Sie erfahren sexuelle Belästigung und körperliche Misshandlungen.

(vgl. Arenz-Greiving 1998: 40; Klein 2000: 49)

Die innerfamiliäre Atmosphäre und Disharmonie verbunden mit Vernachlässigung, mangelnder Förderung und Zuneigung stehen oftmals am Beginn einer möglichen Fehlentwicklung der Kinder. Nach Michael Klein (1998: 8) entwickeln viele Kinder aus alkoholbelasteten Familien Verhaltensauffälligkeiten, werden später selbst suchtkrank oder leiden an anderen Erkrankungen im physischen oder psychischen Bereich. Die Entwicklungsverläufe von Kindern aus suchtbelasteten Familien können sehr unterschiedlich sein. Bewältigungsstrategien variieren, wobei das Ausmaß der Auffälligkeit immer vom Grad der Störung der Familie abhängt. Auf das dysfunktionale System reagieren die Kinder in verschiedener Weise und entwickeln aus den Abwehrmechanismen heraus unterschiedliche Rollen, welche dazu dienen im Chaos der Familie zu überleben. (vgl. Arenz-Greiving 1998: 38)

Nachfolgend wird näher auf dieses Rollenverhalten, im Sinne einer Bewältigungsstrategie, eingegangen sowie die besondere Bedeutung der jeweiligen Rolle auf die körperliche, psychische und soziale Entwicklung der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen erläutert. Auch werden an dieser Stelle einige wichtige Aspekte der Erlebnis- und Gefühlswelt der betroffenen Kinder und Jugendlichen ausgeführt. Anschließend werden körperliche, psychische und psychosoziale Auswirkungen des elterlichen Alkoholkonsums aufgezeigt. Michael Klein (2004 b: 4) betont in diesem Zusammenhang jedoch auch, dass ausdrücklich nicht davon auszugehen ist, dass automatisch alle Kinder von Alkoholikern eine eigene Suchtmittelabhängigkeit oder eine andere psychische Erkrankung entwickeln. Da sich viele Kinder gesund entwickeln, werden abschließend die Risiko- und Schutzfaktoren, welche die Entwicklung des Kindes und Jugendlichen beeinflussen, gegenüber gestellt.

Über die Autorin/den Autor
Alexandra May ist Diplom-Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin (FH). Zusätzlich studierte sie Erwachsenenpädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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