Verlauf und Folgeerkrankungen der Alkoholabhängigkeit

Verlauf und Folgeerkrankungen der Alkoholabhängigkeit

Alkoholismus ist eine chronische Erkrankung, die sich häufig über viele Jahre entwickelt und unbehandelt zum Tode führen kann. Nach Elvin Morton Jellinek lässt sich der Verlauf des Alkoholismus in vier Phasen einteilen, wobei die beschriebenen Symptome nicht nur nacheinander, sondern auch gleichzeitig auftreten können:

  • die präalkoholische Phase: Alkohol wird als Mittel zur Beseitigung von Enttäuschungen, Belastungen und Konflikten eingesetzt (Erleichterungstrinken). Die Alkoholtoleranz nimmt zu und der Alkoholkonsum geht in Missbrauch über.
  • die Prodomalphase: Kennzeichen dieser Phase sind das heimliche Trinken, das dauernde Denken an Alkohol, Rauschzustände mit Erinnerungslücken, Schuldgefühle sowie das Anlegen von Alkoholvorräten.
  • die kritische Phase: Mit dieser Phase beginnt die Alkoholsucht, es kommt zum Kontrollverlust, zu Interessenverengungen und Verhaltensänderungen im Familienleben und in anderen Sozialbeziehungen sowie zur Veränderung im Trinkstil.
  • die chronische Phase: Durch erhebliche gesundheitliche Folgeschäden lässt die Alkoholtoleranz nach, es kommt zu schweren tagelangen Rauschzuständen und Änderung bezüglich der Sozialkontakte (sozialer Abstieg).

(vgl. Feuerlein; Dittmar 1979: 3 ff)

Folgeerkrankungen der Alkoholabhängigkeit

Im Verlauf der Alkoholabhängigkeit kommt es zu schweren körperlichen und psychischen Folgeerkrankungen, wie z. B. Erkrankungen des Nervensystems, der Leber, der Verdauungsorgane und des Herz-Kreislaufsystems, im psychiatrischen Bereich zum Alkoholdelir und Alkoholpsychosen sowie zum Alkoholentzugssyndrom. Zusätzlich treten durch den anhaltenden Alkoholkonsum Schäden im psychosozialen Bereich auf. Das Selbstbewusstsein der Betroffenen sinkt, Schuld- und Schamgefühle entwickeln sich, es kommt zu Persönlichkeits- und Beziehungsveränderungen. Mögliche Folgen können auch der Verlust des Arbeitsplatzes sowie Verschuldung, Trennung und Scheidung sein. Der Abhängige isoliert sich zunehmend, seine Interessen schränken sich soweit ein, dass sie letztlich ausschließlich der Beschaffung des Suchtstoffes dienen. Hinzu treten häufig vermehrt Stimmungs-schwankungen und depressive Zustände auf. Weiterhin kommt es vermehrt zu Aggressivität und Enthemmung.
(vgl. Lindenmeyer 1991: 5 ff; DHS 1991: 9 ff; Sueße 1999: 16 f)

Die Behandlung der Alkoholabhängigkeit erstreckt sich je nach Motivation und Schweregrad der Abhängigkeit über Jahre. Eine Vorraussetzung für die erfolgreiche Therapie ist die Motivation des Abhängigen zur Behandlung, dazu muss beim Patienten ein Leidensdruck vorhanden sein und die positive Erwartung, diesen Zustand mit therapeutischer Hilfe ändern zu können. Die Alkoholbehandlung lässt sich in vier Phasen einteilen: die Kontaktphase, die Entgiftungs- und Entwöhnungsphase sowie die Nachsorge. Die Therapie erfolgt vorrangig mit psycho-therapeutischen Verfahren in Einzel- oder Gruppentherapie und kann stationär, halbstationär oder ambulant durchgeführt werden. Das allgemeine Behandlungsziel bei alkoholkranken Menschen liegt in der Beseitigung der körperlichen und psychosozialen Folgen der Krankheit sowie in der Entwicklung psychosozialer Kompetenzen. Zum Erreichen dieser Ziele ist die Alkoholabstinenz unabdingbar, da die Versuche Alko-hol gelegentlich und kontrolliert zu konsumieren, in der Regel scheitern. (vgl. Feuerlein 1998: 249 ff; DHS 1991: 33 ff; DHS 2001)

Über die Autorin/den Autor
Alexandra May ist Diplom-Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin (FH). Zusätzlich studierte sie Erwachsenenpädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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