Trampolin-Körperkoordinationstest in der Motodiagnostik

Trampolin-Körperkoordinationstest Motodiagnostik

In diesem Artikel wird der Trampolin-Koordinationstest vorgestellt. Sie erhalten Informationen über die Ziele, die Durchführung, den Inhalt des Beurteilungsbogens sowie die Auswertung.

Seit den 1960er Jahren berichten verschiedene Autoren über die Möglichkeit, die Bewegungskoordination über das Trampolinspringen zu verbessern. 1963 entwickelte Kiphard den Trampolin-Körperkoordinationstest. Dieser Test ist eine klinische motoskopische Methode zur Erfassung gestörter Bewegungsmerkmale beim Tramponspringen. Es handelt sich um ein Screeningverfahren zur Grobauslese koordinativer Auffälligkeiten. Der Trampolin-Körperkoordinationstest (kurz TKT genannt) besteht aus 33 sogenannten Items, die in folgende neun Bewegungskategorien unterteilt werden:

  • Gesamtablauf
  • Haltung
  • Spannungsgrad
  • Kraftmaß
  • Tempo
  • Gleichgewicht
  • Seitendifferenz
  • Haltungsfixation
  • Extrabewegungen

Ziel des Trampolin-Koordinationstest

Das Ziel ist es, den Gesamtbewegungsablauf eines Kindes zu erfassen und Bewegungsstörungen zu dokumentieren. Das Trampolinspringen dient zur Bewegungsverbesserung von motorisch auffälligen oder gestörten Kindern. Die Bewegung des gesamten Körpers sowie die dynamische Koordination wird dabei geschult. Anhand der zyklischen Bewegungen lassen sich wiederkehrende Auffälligkeiten feststellen. Besonders bei dem Absprung vom Brett lassen sich Unsicherheiten in Haltung und Koordination feststellen. Folgende Beeinträchtigungen können mit diesem Test erfasst werden:

  • Beeinträchtigungen in der Grobmotorik
  • Beeinträchtigungen in der Feinmotorik
  • Steuerungsschwierigkeiten
  • Schwierigkeiten in der statokinetischen Koordination
  • pathologische Bewegungsmuster
  • auffällige Gesamtkörperkoordination

Durchführung des Trampolin-Körperkoordinationstests

Als Material wird ein Trampolin benötigt. Die Durchführung dauert etwa 1-2 Minuten. Es werden 2 Beobachter benötigt, die das Kind beim Trampolinspringen beobachten. Ein Beobachter demonstriert den Standsprung. Dabei springt dieser in der Mitte des Trampolins. Die Richtung wird dabei nicht verändert. Nach Aufforderung des 2. Beobachters führt der Beobachter eine Vierteldrehung (90 Grad) aus. Anschließend soll das Kind die Aufgabe nachmachen. Die Aufgabenstellung könnte etwa lauten: "Du darfst jetzt auf dem Trampolin springen. Drehe dich zur Seite, wenn wir es dir zurufen. Zum Schluss darfst du so alles geben und springst so hoch, wie du kannst." Die Testaufgabe wird mehrmals wiederholt.

Beurteilt werden beim Trampolin-Körperkoordinationstest ...

  • die Koordination (Gesamtablauf),
  • die Körperhaltung,
  • der Spannungsgrad,
  • das Kraftmaß,
  • das Tempo,
  • das Gleichgewicht,
  • die Seitendifferenz,
  • die Haltungsfixation
  • und die Extrabewegungen.

Beurteilungsbogen zum Trampolin-Körperkoordinationstest

Der folgende Beurteilungsbogen stammt aus dem Buch: "Bewegungsdiagnostik bei Kindern. Beiträge zur schulischen und klinischen Heilpädagogik" von E. J. Kiphard (1972). (Dieses Buch bei www.amazon.de.)

Name: ...
Alter: ...
Datum: ...

Gesamtablauf (Koordination)

  1. Stampfen (Harte und plumpe Beinstöße auf das Sprungbrett bei der Landung)
  2. Abstoppen (Unwillkürliches Unterbrechen der Sprungabfolge)
  3. Hinfallen (Kind fällt hin, Koordination versagt)

Haltung

  1. Hüftbeugen (Körper ist vorgeneigt beim Absprung)
  2. Zickzackhaltung (Anreißen beider Knie mit nahezu waagerechten Oberschenkeln bei gleichzeitigem Hüftbeugen)
  3. Kopfhaltungsschwäche ( Kind zeigt mangelhafte Kopfkontrolle)

Spannungsgrad

  1. Sprungverspannung ( Grundtonus ist übermäßig verspannt. Leichte Muskelverkürzung der Beuger)
  2. Sprungsteifheit (Bewegungsarmes, monotones, starres, hölzernes, staksiges Springen)
  3. Sprungschlaffheit („Puddingmotorik“, mangelnde Haltekräfte, kraftloses, muskelschwaches Springen)

Kraftmaß

  1. Zu hohes Springen (Inadäquat hoher Krafteinsatz, sichtbar an wild fuchtelnden Korrektivbewegungen der Arme)
  2. Zu niedriges Springen (Geringe Sprunghöhe aufgrund mangelnder oder zu sparsam eingesetzter Dynamik )

Tempo

  1. Hastiges Springen (Schnelle, kurze, abgehackte Beinstöße begleitet von eckigen, ruckhaften Bewegungen)
  2. Verlangsamtes Springen (Schwungloser, ungenügend effektvoller, zähflüssiger Sprungrhythmus)
  3. Sprungverzögerung (Erschwerter Bewegungsbeginn durch hemmende Gegenmuskelspannung, wodurch es zu Bewegungslücken zwischen den einzelnen Sprüngen kommt)

Gleichgewicht

  1. Seitabweichungen (Ungenügende Gleichgewichtskontrolle, seitliches Hin- und Herspringen unter Abkommen von der Sprungtuchmitte nach rechts und links)
  2. Gewichtsverlagerung rechts (Körpergewicht ruht mehr auf dem rechten Bein)
  3. Gewichtsverlagerung links (Körpergewicht ruht mehr auf dem linken Bein )

Seitendifferenz

  1. Linker Fuß eher abgehoben (Absprung ist linksbetont, wodurch der Fuß des entlastenden rechten Beines früher vom Sprungbrett freikommt).
  2. Rechter Fuß eher abgehoben (Absprung ist rechtsbetont, wodurch der Fuß des entlasteten linken Beines früher vom Sprungtuch freikommt).
  3. Rechtes Knie höher (Bei entlastetem rechten Bein wird das Knie dieser Seite beim Absprung stärker gebeugt, wodurch es in der Endstellung höher steht als das andere).
  4. Linkes Knie höher (Bei entlastetem linken Bein wird das Knie dieser Seite beim Absprung stärker gebeugt, wodurch es in der Endstellung höher steht als das andere).
  5. Armpassivität rechts (Der rechte Arm wird nicht oder nur unzureichend zum Schwunggeben bei der Aufwärtsbewegung eingesetzt).
  6. Armpassivität links (Der linke Arm wird nicht oder nur unzureichend zum Schwunggeben bei der Aufwärtsbewegung eingesetzt).

Haltungsfixation

  1. Armbeugehaltung rechts (Der rechte Arm wird rechtwinkelig oder spitzwinkelig fixiert gehalten und dabei an den Körper gepresst).
  2. Armbeugehaltung links (Der linke Arm wird rechtwinkelig oder spitzwinkelig fixiert gehalten und dabei an den Körper gepresst).
  3. Handgelenkbeugehaltung rechts (Abwinkeln der rechten Hand in Pronations- oder Supinationsstellung)
  4. Handgelenkbeugehaltung links (Abwinkeln der linken Hand in Pronations- oder Supinationsstellung)
  5. Spitzfußstellung: (Fixierung des rechten Fußes in Plantarflexion, wodurch das Sprungtuch nur mit Ballen und Zehen berührt wird).
  6. Spitzfußstellung: (Fixierung des linken Fußes in Plantarflexion, wodurch das Sprungtuch nur mit Ballen und Zehen berührt wird).

Extrabewegungen

  1. Ausfahrende Grobimpulse (Grob choreiforme, unwillkürlich auftretende und unabhängig vom eigentlichen Bewegungsablauf blitzartig einschießende, großräumige Muskelzuckungen vor allem im Nacken-Schulter-Armbereich).
  2. Ausfahrende Fernimpulse (Fein choreiforme, unwillkürlich auftretende, kleinräumige Muskelzuckungen im Nacken-Schulter-Armbereich.)
  3. Drehbewegungen (Unwillkürliche, abwechselnd außen- und innen rotierende Arm- und Handbewegungen oder langsam und zähflüssig verlaufende, wurmartig gewundene Fingerbewegungen)
  4. Körperzittern (Sehr schnell aufeinanderfolgende Muskelkontraktionen und –-erschlaffungen als antagonistisches Innervationsmuster an Kopf und/oder Extremitäten (Tremor)

Auswertung des Trampolin-Körperkoordinationstests

Die Beobachter kreuzen die Merkmale an, welches das Kind zeigt. Die Ergebnisse werden untereinander verglichen und besprochen. Bei auffälligem Ergebnis sollten weitere Tests und eventuell medizinische Untersuchungen anschließen. Die untenstehenden Nummern geben die Merkmale an, welche einzeln oder kombiniert auftreten können. (Kiphard, E. J. (1972): Bewegungsdiagnostik bei Kindern. Beiträge zur schulischen und klinischen Heilpädagogik. 2. Flöttmann KG, Gütersloh)

Störungsgrade

  • Vorwiegend feinmotorische Koordinationsschwäche: 7, 8, 10, 12, 31
  • Vorwiegend grobmotorische Koordinationsschwäche: 9, 11, 22 oder 23
  • Leichte vorwiegende feinmotorische Störung: 5, 8, 15, 30 oder 31
  • Leichte vorwiegende grobmotorische Störung: 1, 4, 9, 11, 13, 18 oder 19, 20 od. 21
  • Schwere gesamtmotorische Störung: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 9, 11, 13, 14, 15, 16 oder 17, 18 oder 19, 20 oder 21, eventuell auch 24 oder 25, 26 oder 27, 28 oder 29, 30 oder 31, 32 oder 33

Störungsbereiche

  • Extrapyramidal-hyperkinetisches Syndrom : 30, 31, 32, 33
  • Extrapyramidal-hypokinetisches Syndrom: 8, 11 oder 12, 13, 14, 22 und 23
  • Zerebrale Symptomatik: 15, 16 oder 17, 33
  • Pyramidale Symptomatik:: 1, 4, 9, 11, 13, 14, 24 oder 25, 26 oder 27, 28 oder 29
Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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