Verein fordert: Weniger Kinder pro Erzieherin

Der Verein Kinderwelt Erzgebirge will mit einem offenen Brief die Diskussion über die Betreuung der Kinder in Tagesstätten anregen. "Wir möchten, dass für die Kinder das Beste herauskommt und die Betreuung kinderfreundlich ist", begründet Ralf Unglaube, Geschäftsführer des Vereins.

Erzieherinnen sollen weniger Kinder betreuen

Die Kinderwelt Erzgebirge ist Träger von sieben Kindertagesstätten und Horten in Marienberg und einer Tagesstätte in Lengefeld. Der Brief, der in den kommenden Tagen etwa an die Jugendämter, das Sozial- und das Kultusministerium Sachsens sowie an die Landtagsfraktionen verschickt wird, enthält vorrangig zwei Forderungen: Der Personalschlüssel soll so geändert werden, dass die Erzieherinnen weniger Kinder als bisher betreuen. So sollen auf jede Erzieherin im Kindergarten 10 statt 13 Kinder kommen, auf jede Krippenerzieherin je nach Alter der Kinder drei bis sechs. Momentan liegt dieses Verhältnis bei eins zu sechs. "Dadurch wäre eine individuellere Betreuung der Kinder möglich. Und für die Erzieherinnen fiele die Belastung geringer aus", so Unglaube. Die Kosten für die Änderung müsste der Freistaat übernehmen.

Doch gerade an der Finanzierung war es 2008 gescheitert, das Betreuungsverhältnis zu senken. Vorschlag damals: 1:12 statt 1:13 für den Kindergarten. Die Kommunen sollten die Kosten tragen - und lehnten ab. Stattdessen wurde das kostenlose Vorschuljahr eingeführt. "Es hätte den Kindern und Erziehern aber mehr gebracht, wenn der Personalschlüssel verändert worden wäre", findet Kerstin Buschmann, Leiterin des Zschopauer Bau-, Sozial- und Kulturamtes. Zumal das Verhältnis von 1:13 bereits jetzt nur Theorie sei, auf Grund von Urlaubs- und Krankenzeiten, die eingerechnet würden, real bei bis 1:20 liege. Karen Bauer, Leiterin der Großolbersdorfer Kindertagesstätte, findet: Besser als die Tarifeinigung, die den Erziehern mehr Geld zubilligt, wäre gewesen, das Betreuungsverhältnis zu ändern.

Der Verein fordert zudem vom Gesetzgeber, die Anteile zu erhöhen, die Kommune A an Kommune B zahlen muss, wenn ein Kind aus A eine Tagesstätte in B besucht. "Wir wollen eine Angleichung an die tatsächlichen Betriebskosten der aufnehmenden Gemeinde. Die Personalkosten sind in den letzten Jahren gestiegen, sodass die Anteile die Ausgaben nicht mehr decken", erklärt Unglaube. Derzeit müssen die abgebenden Kommunen laut Gesetz für neun Stunden Krippenbetreuung pro Kind 441 Euro im Monat zahlen, für ein Kindergartenkind 107 Euro. Unglaube verspricht sich von einer Änderung mehr Qualität in der Kinderbetreuung, von der in erster Linie die Kinder profitieren. Die Gemeinden würden animiert, in die eigene Betreuung zu investieren. "Eltern schauen genau nach den Konzepten", weiß er.

Ingolf Wappler, Bürgermeister von Lengefeld, findet es da gegen fraglich, ob durch die Angleichung der Anteile die Qualität besser würde. "Die Motivation der Eltern, ihr Kind außerhalb der Wohnsitzgemeinde betreuen zu lassen, hängt vor allem vom Arbeitsort der Eltern ab", sagt er. Der Beweggrund "Qualität" sei ihm nicht bekannt. (mit hfn)

Quelle: www.freiepresse.de, Franziska Muth und Dennis Kittler,  30.07.2009

Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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