Heilpädagogik Kinderlieder

Willkommen, Gast
Benutzername: Passwort: Angemeldet bleiben:
Sie können in diesem Forum ohne Registrierung (= als Gast) Beiträge schreiben. Gastbeiträge werden moderiert.

Kinder mit 3 und 5 Jahren sehen sich den Film Hobbit an

Kinder mit 3 und 5 Jahren sehen sich den Film Hobbit an 18 Dez 2012 04:31 #1

  • Diana
Liebe Heilpädagogen und Erzieher,
ich habe ein Kind in der Gruppe, dessen Vater erlaubt ihm alle möglichen Filme anzuschauen. Der Junge ist erst 5 Jahre alt, sein Bruder erst 3. Sie haben sich gestern mit ihrem Vater "Hobbit" angeschaut, wo ja doch gruselige Szenen vorkommen. Im Kindergarten hat der Junge dann Szenen aus dem Film nachgemalt, u.A. eine Figur mit abgetrennten, blutigen Kopf. (Er ist ein guter Zeichner, malt fast schon comicmäßig) Nun will ich den Vater darauf ansprechen, der wird aber alles erstmal als harmlos bezeichnen. Dazu kommt, ich lebe zur Zeit in den USA, hier gibt es andere FKS als bei uns. In den USA ist der Film ab 13, aber mit Begleitung der Eltern können eben auch 3 oder 5 Jährige sich den Film reinziehen. Welche Argumente gegen solche Filme würdet ihr bringen?
Ich habe folgende Punkte:
1. Der Film ist ab 13 Jahren, nicht umsonst gibt es eine empfohlene Altersangabe
2. Ihre Kinder können die Inhalte des Films noch gar nicht verarbeiten.
3. Kinder zwischen dem 4. und 10. Lebensjahr sehen das Gesehene immer noch als Wirklichkeit an. Kinder können auch in diesem Alter noch nicht zweifelsfrei zwischen Fiktivem und Realem unterscheiden.
4. Die Darstellung von Gewalt belastet Kinder und kann zu Ängsten führen. Die Gewaltbilder prägen sich ein und können mitunter Albträume auslösen. Ihr Sohn versucht über das Malen seine eventuellen Ängste zu verarbeiten.

Fällt euch noch etwas ein?
P.S. Das Kind in meiner Gruppe kämpft allgemein sehr viel, neigt zu aggressiven Handlungen und hat in der Vergangenheit Dracula, Herr der Ringe und Harry Potter u.A. gesehen.

Danke im Voraus
Diana

Kinder mit 3 und 5 Jahren sehen sich den Film Hobbit an 18 Dez 2012 21:55 #2

  • Katja
Hallo Diana,

das sind doch schon 4 sehr starke und triftige Argumente für die Rechtfertigung der Notwendigkeit einer weitestgehend geschützten kindlichen Entwicklung und vor dem Sehen von verherrlichenden Gewalthandlungen. Wenn der Vater diese zu entmachten versucht, werden auch andere Gründe und Argumente nicht fruchten.

Versuche an seinen väterlichen Beschützerinstinkt zu appellieren, wenn er solch einen hat. Gibt es Situationen, in denen du sein Verhalten dem Jungen gegenüber als besonders gut und lobenswert empfunden hast? Versuche dich an solche Momente zu erinnern und schmeichle ihm mit Lob für seine positive Verhaltensweise, dann wird er bestimmt zugänglicher für "sanfte" Kritik und kann neue Vorschläge besser annehmen. Biete ihm anschließend auch Verhalttensalternativen an, wie er besser mit dem Jungen umgehen kann, z.B. so:
"Ich kann mich an eine Situation erinnern, in der Sie mit Ihrem Sohn ganz aufmerksam umgegangen sind, als er ihnen von einem Problem erzählte. Da habe ich Ihren Stolz als Vater, weil Sie Ihn beschützen wollten, sehen können. Erinnern Sie sich? Und das braucht der Junge in ... Momenten ebenfalls. Er ist zu klein, um die Inhalte dieser gewaltverherrlichenden Filme zu verstehen. ... Ich habe den Eindruck, dass Sie als Vater schon das Bedürfnis haben, Ihren Sohn beschützen zu wollen. Das können Sie tun, indem Sie ..."

Hört sich jetzt mehr plump als überzeugend an, hoffe aber, dass ich vermitteln konnte, worum es mir bei dieser Idee geht?

Wenn der Junge im Allgemeinen im Kindergarten viel kämpft und aggressiv ist, könnte ich mir vorstellen, dass Spiele,
- die ihm Verhaltensalternativen anbieten, günstig wären;
- Raufen nur mit strikten Regeln und zu festen Zeiten erlaubt ist (sollte dann sicher für alle Kinder gelten, die dazu Lust haben, z.B 2 Mal in der Woche für 20 Minuten auf einem Bereich, der mit Matten ausgelegt ist, ein Raufen veranstalten oder so);
- eine Wuttonne, in die er allen Frust und Aggression in jeder Form auslassen könnte (in Form von hineinbrüllen, Papier/Pappe zerreißen und dort hineinwerfen, Gewaltbilder malen und anschließend zerknüllen und wegwerfen im Sinne von Frust ablassen und wegwerfen, damit er sich nicht aufstaut etc);
- mit ihm die Gefühle und die Filminhalte weitestgehend versuchen aufzuarbeiten und seine Bilder mit ihm besprechen, versuchen, das was er so sagt und erzählt in seinen möglichen Gefühlen, die er dabei hat, wiederzugeben.

Aber so lange der Vater kein Einsehen hat, weil er vielleicht auch glaubt, er müsse seinen Kindern das Fürchten lehren, damit sie zu Männern werden, könnt ihr in der Kita nur intervenieren und mit dem Kind Gesehenes und Erlebtes emotional auffangen was geht.

Ich wünsche dir viel Erfolg und viel Fingerspitzengefühl vor allem auch mit dem Jungen.

Liebe Grüße, Katja

Kinder mit 3 und 5 Jahren sehen sich den Film Hobbit an 24 Dez 2012 01:25 #3

  • Anonymous
Ich arbeite in der Betreuung Demenzkranker. Eine ganz andere Altersgruppe als kleine Kinder. Aber auch ich erlebe immer wieder, dass Angehörige die Demenzkranken ungünstig behandeln. Sie ausfragen, was sie am Tag bei uns gemacht hätten oder gegessen, ob sie noch dieses oder jenes wüssten. Oder sie werden bedrängt, statt ihnen Zeit zu geben, die sie einfach brauchen. Wir lassen die Angehörigen dann machen. Leider. Meine Kolleginnen sind der Meinung, wenn wir den Angehörigen sagen, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung ist, könnte es sein, dass sie beleidigt sind und ihre kranken Verwandten nicht mehr zu uns bringen. So leid es mir tut, aber ich denke auch wenn ein Vater sein viel zu kleines Kind Filme ansehen lässt, die nicht der Altersklasse entsprechen, ist es nicht unsere Aufgabe als Erzieher/Pädagogen etc. mit den Eltern zu argumentieren, ob oder was daran sinnvoll ist oder nicht. Die Altersbeschränkungen sind doch offen und damit jedem eigentlich klar. Die Hauptverantwortung, zumal Freizeitgestaltung der Kinder außerhalb des Kindergartens/Tagesstätte/Schule,... obliegt einzig und alleine den Eltern und nicht den Erziehern/Pädagogen des Kindergartens.

Was eine diskutable und sogar wichtige Frage ist, ist eher: wie gehen wir mit Kindern um, die in unseren Einrichtungen und - möglicherweise aufgrund dieser nicht altersgemäßen Filme, oder auch nicht wegen der Filme - aggressiv gegenüber anderen Kindern in unserer Einrichtung sind.