Heilpädagogik Kinderlieder

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ins Straucheln gekommen: Master Heilpädagogik abbrechen?

ins Straucheln gekommen: Master Heilpädagogik abbrechen? 14 Sep 2012 09:16 #1

  • Anonymous
Hallo,

seit einem Semester studiere ich den Master Heilpädagogik (wissenschaftliche Ausrichtung) Teilzeit in Berlin. Diesen habe ich gleich nach meinem Bachelor-Abschluss begonnen. Neben dem Studium bin ich beruflich tätig als Einzelfallhelferin (EFH) für zwei Kinder mit Autismus, in der Verhinderungspflege für ein Kind mit einer cerebralen Störung und als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem qualitativ-partizipativen Forschungsprojekt.
Beide beruflichen Ausrichtungen machen mir viel Spaß, sowohl die Tätigkeit direkt mit den Kindern als auch die wissenschaftliche Forschung. Wobei ich meiner EFH-Tätigkeit den Vorzug gebe. Auch das Studium finde ich interessant. Allerdings zweifle ich mittlerweile an meiner Entscheidung.

Im letzten Jahr habe ich für mich (wieder-)entdeckt, dass ich die Arbeit mit Menschen mit Autismus unglaublich spannend und fachlich herausfordernd finde. Diese Tätigkeit erfüllt mich sehr. Allerdings fühle ich mich in diesem Bereich weder durch mein Studium noch meine vorhergehende Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin ausreichend fachlich ausgebildet. Ich lese mir viel an, um mich fortzubilden, stelle mir aber vor, dass mir eine Zusatzausbildung im Autismusbereich (selbstfinanziert) sehr viel mehr bringen würde.

Mein Masterstudium kann mir dieses Fachwissen nicht vermitteln, da es auf die wissenschaftliche Forschung und Leitungstätigkeiten ausgerichtet ist. Als ich das Studium begann, war ich überzeugt, ganz hoch hinauszuwollen in der Heilpädagogik. Aber mittlerweile rutsche ich auf dem Sattel des hohen Rosses hin und her und drohe abzusteigen. Mich fasziniert die EFH sehr, der direkte Kontakt mit einem Kind/Klienten, auf den ich mich vollkommen einlassen kann, mit dem ich arbeiten kann.

Weniger wichtig ist mir mittlerweile ein hoher Titel und der Aufstieg im wissenschaftlichen Bereich oder das Ziel irgendwann mal eine leitende Tätigkeit auszuüben (die ja dann unweigerlich weiter vom Menschen selbst entfernt wäre).

Daher überlege ich, das Masterstudium nach dem zweiten Semester zu beenden und stattdessen mich im Bereich des Autismus weiter zu spezialisieren. Ich bin noch ganz unsicher bei diesen Überlegungen und suche nach Argumenten für beide Richtungen, um eine wirklich sinnvolle und nicht übereilte Entscheidung zu treffen. Könnt ihr mir bei diesen Überlegungen helfen? In welche Richtung würdet ihr tendieren und warum?

Vielen Dank für eure Gedanken.

redbrodi

ins Straucheln gekommen: Master Heilpädagogik abbrechen? 17 Sep 2012 01:48 #2

  • Anonymous
Also dann würde ich mich an deiner Stelle wirklich mehr mit dem Thema Autismus beschäftigen. Denn es bringt dir reichlich wenig, wenn sich dein Studium mehr auf die Wissenschaft bezieht. Ich würde es an deiner Stelle abbrechen und mich wirklich auf das eine Thema spezialisieren. In Berlin gibt es genug Förderzentren, Integrationskitas und Schulen, die auch autistische Kinder/Erwachsene betreuen.

MfG
Mark

ins Straucheln gekommen: Master Heilpädagogik abbrechen? 17 Sep 2012 07:00 #3

  • marcel
Hallo redbrodi,

wie stehen denn die Möglichkeiten, beides später zu kombinieren? Will sagen: Wenn du am Ende eine hochqualifizierte Leitungsperson wärst UND dich hervorragend mit Autismus auskennen würdest, könnte dir das spannendere Möglichkeiten eröffnen als "nur" hervorragende Autismuskenntnisse?

Und wärst du mit deinen Leitungskenntnissen wirklich unweigerlich weiter entfernt von der Praxis? Wenn du beispielsweise später mal eine Autismusstation oder eine eigene Praxis leiten, dort direkt Patienten betreuen und neue Methoden erforschen würdest ... klingt für mich schlüssig. Andererseits, sicher müsstest du dann auch mehr Papierkram erledigen.

Eine Argument dafür oder dagegen, beides zu studieren, könnte der Zeitaufwand sein. Kommt es dir auf den an? Willst du möglichst schnell mit dem Studium bzw. deiner Weiterbildung/Zusatzausbildung fertig werden?

Spielen finanzielle Dinge eine Rolle? Bedeutet es dir etwas, mehrere berufliche Optionen zu haben, falls später mal die Dinge anders werden oder du dich in noch ganz andere Richtungen entwickelst? Bist du ortsgebunden? ...

Wäre es eine Option, an eine andere Uni/FH zu wechseln, die einen anderen Schwerpunkt hat?

Schöne Grüße
Marcel

P.S.: Es scheint so, als seist du eine recht engagierte Person. Hättest du Lust, hier auf heilpaedagogik-info.de ein paar Arbeiten, Artikel, Erfahrungen o.Ä. zu publizieren? Melde dich bei Interesse bitte über unser Kontaktformular.

ins Straucheln gekommen: Master Heilpädagogik abbrechen? 18 Sep 2012 09:17 #4

  • Anonymous
Hallo Marcel und Mark,

vielen Dank für eure Beiträge. Vor allem deine Fragen, Marcel, regen sehr gut zum tiefergehenden Nachdenken an. Ein paar Gedanken möchte ich hier noch ausbreiten. Vielleicht kommen ja noch andere Studenten, Azubis und Profis auf ähnliche Gedanken und können mit den Beiträgen hier etwas anfangen.

Gestern erst habe ich mich mit der Koordinatorin meines Trägers, bei dem ich als Einzelfallhelferin engagiert bin, über meine Gedanken gesprochen. Sie nahm das gleich auf und stellte mir Perspektiven im Träger zur Aussicht, eben weil Fachleute mit tieferen und breiten Fachkenntnissen über Autismus so sehr rar sind. Es gibt also scheinbar (das muss ein Gespräch mit dem Leiter des Trägers ergeben) Möglichkeiten, mich als BA-Absolventin mit Zusatzausblidungen in Autismus über den Träger zu "pimpen". Dafür bräuchte ich also nicht erst den Master und das mögliche Aufgabenspektrum wäre sehr spannend vielfältig und abwechslungsreich. Ich hätte nicht nur intensiven Kontakt mit den Kindern, sondern würde Elternberatungen und Fortbildungen für Einzelfallhelfer durchführen können, mit den Familien Perspektiven ausloten und mit weiterem Fachleuten des Bereiches kooperieren. Das hört sich vielversprechend an für mich. All das wäre sehr gut auf Selbstständigenbasis möglich, gefördert über den Träger, was ich äußerst reizvoll finde. Eine eigene Praxis oder Einrichtung könnte ich mit meinem Bachelor und Berufserfahrung auch öffnen und leiten. In der Forschung kann ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig sein (so wie ich es ja jetzt bereits auch schon bin. Wobei ich hierbei langsam merke, dass mich diese Tätigkeit nicht so sehr erfüllt, wie die direkt in den Familien).

Was brächte mir ein Master generell?
Mit diesem könnte ich nicht nur eine Leitungsfunktion übernehmen (wobei mir dafür die Berufserfahrung fehlt, da ich bisher nicht in diese Richtung eingeschlagen bin), sondern auch als Dozent und Lehrkraft in Hochschulen, Fachschulen etc. tätig sein und bis zur Professur gehen. Außerdem könnte ich (vermutlich leitend) in der Forschung mitwirken. Nur, will ich das? Mh...

Fazit: Der Master ermöglicht mir auf "schnellem" Wege ein höheres Gehalt, einen schnelleren Einstieg in eine Leitungsposition und den Weg zur Professur.

Was die Zeit angeht, ist das durchaus ein Argument. Ich bin jetzt 30. 10 Jahre habe ich nun schon mit meiner Ausbildung und Weiterbildung verbracht, beruflich bin ich noch nicht so sehr weit gekommen. Es juckt mir selbstverständlich in den Fingern, mein gepachtetes Wissen nun auch praktisch anzuwenden, mir selbst zu finanzieren und auszuprobieren. Ich möchte tätig sein und meinen Weg finden. Vielleicht drängt mich dieses Gefühl momentan sehr stark. Weiterhin arbeite ich ja bereits in meinem Wunschbereich und merke, dass mir Anwendungswissen, Methodologie fehlt, welches ich mir nicht nur anlesen kann. Ich könnte es zur Zeit gut gebrauchen, mich zu spezialisieren. Zeitlich wäre es äußerst passend.

Um nun diesbezüglich nicht zu schnell und übereilt aus einer Laune heraus eine Entscheidung zu treffen, habe ich beschlossen, das zweite Semester des Masterstudiums noch zu beenden. Erst im Anschlus daran soll meine Entscheidung meinen weiteren Weg bestimmen. Ich möchte nichts überstürzen, schließlich geht es um eine wichtige Entscheidung, die mein weiteres Berufsleben stark beeinflussen wird.

Soweit erstmal und vielen Dank für eure Anregungen.

Katja