Weiterentwicklung des Rollenspiels

Weiterentwicklung des Rollenspiels

Ich überlegte mir weitere Möglichkeiten, seine Handlungsabläufe anzuregen. Hier kam mir die Idee, eine Babypuppe einzubeziehen. Ich spielte mit der Babypuppe einfache Handlungen vor, die Bernd in der gleichen Stunde nachahmte. Seine Nachahmungsleistung erfolgte jetzt nicht mehr verzögert. Er brachte seine ersten eigenen Ideen ein. Er gab mir in den nächsten Stunden Anweisungen, die ich befolgte. Bernd setzte vermehrt seine eigenen Vorstellungen durch und ich hielt mich zunehmend zurück. Ich ließ mich auf seine Themen ein, so dass dies Bernd Sicherheit und Anregung gab, seine Vorstellungen umzusetzen. Er äußerte immer wieder den Wunsch, Waffeln zu backen. Ich ließ mich auf seinen Wunsch ein. Das Waffeln backen konnte ich in das Rollenspiel mit einbauen und es konnte eine Handlungsabfolge geübt werden. Hier hatte Bernd schon Erfahrungen und konnte in seinem Selbstwertgefühl gefördert werden. Beim gemeinsamen Essen sprach Bernd mehr über sich, das Thema Papa war gerade aktuell. Ich reflektierte dabei seine Gefühle und er fühlte sich angenommen. Dieses Thema spiegelte sich in den nächsten Stunden wider. Für mich war es ein Thema für das nächste Elterngespräch.
Um das Rollenspiel zeitlich und inhaltlich zu intensivieren, setzte ich verstärkt an Bernds Interessen an. Als er mir z. B. sagte, dass „der Reifen vom Babywagen quietscht", antwortete ich ihm, dass er zum Fahrradhändler gehen sollte. Dort könne er es reparieren lassen. Bernd war nun in der Lage, sich dies gedanklich vorzustellen, lief zum Schrank und unterhielt sich mit einer imaginären Person. Er tat so, als würde er das Fahrrad reparieren und kam zurück.

Das Kaufladenspiel war in der Zeit ein sicherer Platz für Bernd geworden. Nun war er bereit, diesen Platz zu verlassen. Er spielte in den letzten Stunden mit einem Bauernhof und später mit einem Kasperletheater. Dabei teilte er mir Rollen zu und ich fragte ihn, was die Figur tun soll. Er begann, sich für meine Person zu interessieren und fragte zwischendurch Dinge wie „Hast du auch eine Mama?". Sein Thema im Spiel war weiterhin „Gut und Böse". Er war ein guter Mensch, der die bösen Menschen besiegte und mich dadurch rettete. Ich reflektierte seine Gefühle, was ihn anspornte, dieses Spiel zu wiederholen. Es war Bernd allmählich möglich, komplexere Abläufe durchzuspielen. Die Handlungsabfolgen wurden variierter und zeitlich intensiver. Im Kasperletheater, wo ich immer Zuschauerin war, bemerkte ich seine wachsende Phantasie.

Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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