2.1.2 Psychomotorische Förderung Teil 2

Psychomotorische Förderung Teil 2

Körper-Erfahrung / Selbst-Erfahrung
Körperwahrnehmung und die Bewegungserfahrung stehen in der psychomotorischen Förderung im Vordergrund. Eine wesentliche Aufgabe der Bewegungsförderung liegt in der Verbesserung der motorischen Fähigkeiten sowie in der Erweiterung der Handlungskompetenzen des Kindes. Ebenso wichtig ist aber auch die Stärkung des Selbstbewusstseins (Zim-mer, 2000, S. 75). Eine positive Körpererfahrung trägt zur Selbstakzeptanz und zur Identitätsfindung des Kindes bei. Wichtig ist jedoch die aktive Mitbeteiligung des jeweiligen Kindes (Wenger & Wipfli, 2007, S. 88). Zum Aufbau eines positiven Selbstbewusstseins sollten Möglichkeiten geschaffen werden, in denen das Kind selbst aktiv wird und eine Tätigkeit ohne Hilfe ausführen kann. Das Kind soll erkennen, dass es den Erfolg einer Handlung alleine durch seine eigenen Kräfte erreichen kann. Denn nur so kann es sich eindeutig als Ursache für Erfolg, wie auch Misserfolg erleben. Aufgrund der Konsequenzen seines Verhaltens lernt es bestimmte Entscheidungen zu treffen, wie beispielsweise wird es das nächste Mal eine einfachere Schwierigkeitsstufe wählen oder es wird mehr üben, um diese anspruchsvollere Übung zu vollbringen (Zimmer, 2009, S. 71). Um das Selbstbewusstsein eines Kindes zu stärken ist es einerseits wichtig ihm seine Stärken bewusst zu machen, andererseits soll seine Eigenaktivität gefördert werden, damit das Kind sich selbst wirksam erleben kann. Zudem soll die Hilfe erst auf Nachfrage erfolgen, auch sollte das Kind wertgeschätzt werden (Rei-chenbach, 2010, S. 57). Somit sind sowohl die Selbstsicherheit als auch die Fähigkeit zur Selbstbehauptung passable Faktoren für die Entwicklung sozialer Fähigkeiten und zugleich bedeutsam für gelingende zwischenmenschliche Interaktionen (Fischer, 2009, S. 90).

Eine weitere Aufgabe der Bewegungsförderung ist es, dass diese die allgemeine Entwick-lung des Kindes unterstützt und fördern soll. Somit werden über Bewegungs- und Wahrneh-mungserfahrungen grundlegende Lernprozesse in Gang gesetzt, die die Auseinandersetzung des Kindes einerseits mit seinem Körper und andererseits mit seiner sozialen und ge-genständlichen Umwelt unterstützt (Zimmer, 2009, S. 192). Zudem haben Handlungsprozes-se eine unterstützende und entwickelnde Bedeutung für die Denkprozesse (Fischer, 2009, S. 287). Zimmer (2009, S. 51-52) betont, dass sich die Kinder somit selbst durch die Bewegungshandlung kennen lernen. Denn sie erhalten darüber eine Rückmeldung, was sie können, was sie erfahren, welchen Erfolg oder Misserfolg sie haben. Sie erkennen so, dass sie den Prozess selbst bewirkt haben. Des Weitern lernen sie auch, wie sie von anderen eingeschätzt werden und was diese ihnen zutrauen. Somit verbinden sie das Handlungserlebnis mit ihrer eigenen Anstrengung und ihrem eigenen Können.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass dem erlebten und bewegten Körper eine grundlegende Bedeutung zukommt. So erwähnt Siegenthaler (2010, S. 11), dass durch den Körper und der Bewegung unsere innere Verfassung zum Ausdruck gebracht wird, dass wir uns selbst erfahren und entdecken. Ausserdem wird so erfahren, wie wir in Interaktion und Kommunikation mit unseren Mitmenschen und der materialen Welt treten. Zudem nehmen wir Informationen aus der Umwelt und dem Körper auf, verarbeiten und bewerten diese, erkunden den Raum und lernen uns zu orientieren und erfahren so Möglichkeiten und Grenzen unseres Handelns. Ferner wird das eigene Handeln differenziert und wir erweitern unsere Kenntnisse und unser Wissen. Des Weiteren erläutert Zimmer (2009, S. 91), dass Bewegungshilfen dem Kind eine Balance zwischen Hilfe und Selbsthilfe herzustellen ermöglicht wie auch zunehmend dem Kind hilft in Problemsituationen selbständig zu agieren. Insbeson-dere dient das Spiel als Medium der Erlebnisverarbeitung und der Kommunikation. Im Spiel hat das Kind die Möglichkeit Ängste, Gedanken, allgemein seine persönlichen Erlebnisse, Erkenntnisse und Fantasien seinem Spielpartner mitzuteilen und mit ihm auszuleben (Krus, 2004, zitiert nach Reichenbach, 2010, S. 75-76). Somit ermöglicht das Spiel den Ausdruck von Gefühlen. Dabei ist das Spiel nicht zufällig gewählt. Kinder wählen meistens Bewegungsspiele aus, die ihrer Lebens- und Fantasiewelt entstammen und die somit einen Bezug zu ihrer Lebenssituation herstellen. Zimmer (2009, S. 81) hält fest, dass Erlebnisse des täglichen Lebens im Spiel immer wieder aufs Neue thematisiert werden können, um auf diese Weise Erlebnisse zu verarbeiten. Esser (2011, S. 10) betont: „Kinder lernen und kompensieren durch aktive Handlung, über Bewegung und das Spiel im Kontakt mit anderen Kindern."

Über die Autorin/den Autor
Claudia Bucher schloss 2012 Ihr Lehramt-Studium mit Schwerpunkt Psychomotorik an der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz ab.

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