Heilpädagogik Kinderlieder

Willkommen, Gast
Benutzername: Passwort: Angemeldet bleiben:
Sie können in diesem Forum ohne Registrierung (= als Gast) Beiträge schreiben. Gastbeiträge werden moderiert.

Autoaggressives Kind

Autoaggressives Kind 02 Nov 2012 02:46 #1

  • Diana
Liebe Heilpädagoginnen,
ich arbeite zur Zeit als bilinguale Erzieherin im Ausland (Kalifornien) und habe in der Gruppe ein auffälliges Kind. Es ist ein Junge von 5 Jahren, der englisch versteht und ein wenig deutsch. Das Problem ist seine Selbstregulierung. In differenzierten Situationen schlägt er sich mit der Hand ins Gesicht, beißt sich in die Hand oder kniept sich in den Bauch. Ich habe jetzt mal notiert, wann das genau vorkommt:
- Wenn er ein Kind haut und das Kind zu uns "petzen" kommt (scheinbar schämt er sich dann für sein Benehmen?)
- Wenn wir Erzieherinnen ihn um etwas bitten und es absolut nicht seiner Vorstellung entspricht
- wenn er etwas feinmotorisches macht, gibt er schnell auf und verletzt sich dann
- zu Hause erzählten mir die Eltern, dass er sich selbst verletzt, wenn etwas nicht normal läuft, wie immer (z.B. Ausflüge, Papa kommt später heim als üblich)

Meine Frage ist nun: Ich habe nächste Woche ein Elterngespräch mit meiner Kollegin. Wir können es nicht ständig verhindern, dass er sich selbst schlägt (Kinderzahl ist 19) und kriegen ihn nur schwer zur Ruhe. Bringt es etwas den Eltern zu raten, sich psychologischen Rat zu suchen? Oder außer Haus eine heilpädagogische Spieltherapie zu starten (falls es sowas in den USA gibt)?

Viele Grüße
Diana

Autoaggressives Kind 02 Nov 2012 15:46 #2

  • Anonymous
Die wichtigen Lebensfunktionen werden alle NICHT über den bewussten Verstand gesteuert, dem wir alles ständig zu erklären suchen. Die entscheidenden Kräfte & Talente liegen im UNBEWUSSTEN.

Mit diesem Unbewussten und seinen Kräften kann man reden. Ja, wir kommunizieren, ohne dass uns das bewusst wird, ständig damit.
Wir sehen ja das Problem, nehmen es wahr, speichern es, geben noch etwas an Sorgen und ggf. Aggression dazu und strahlen das alles wieder aus - in das Kind hinein. So wird immerfort das alte Muster - unbewusst - reproduziert.

In der neuen Ich-kann-Schule ist das Unbewusste mein Hauptkommunikationspartner. Ich unterscheide zwischen dem Menschen und seinen Kräften & Talenten. "Wenn ich mit deinen Kräften BESSER umgehe als du, mögen sie mich und folgen mir lieber als dir" gilt in der IKS. Dieser gute Umgang mit den FEINSTEN & ENTSCHEIDENDSTEN Kräften hat nichts mit Anstrengung und Bemühung zu tun. Wenn es anstrengnd wird, ist mir das vielmehr ein deutliches Zeichen, dass ich wieder alles verkehrt mache. Dann strenge ich mich erst mal ab.

Ich spüre meine - suggestive - Wirkung und die des Menschen auf sich selbst. Ich spüre, welche seiner Talente wie sehr hungern. Und ich denke ihnen nun alles zu, was sie zu ihrer guten Entwicklung brauchen. Jeder Mensch ist permanent Sender + Empfänger; da wird es wichtig, immer wieder zu prüfen, was man empfängt, wie man damit umgeht und was man sendet. Wir können unser Sendeprogramm geistig optimieren in Qualität und Intensität indem wir uns selbst geistig entsprechend einstellen.

Coués Autosuggestion ist ein praxcisbewährter Schnellkurs. Sein kleines Büchlein wurde in über 20 Sprachen übersetzt und enthält viele nützliche Hinweise. Die sog. Schlafsuggestion ist eine der tief wirksamen Hilfen; im Coué Brief 9 finden sich Beispiele dazu.

Wir können den Kräften des Kindes, die nicht weiterwissen, mit Respekt begegnen und ganz gezielt das an ihnen stärken, was sich entwickeln und wachsen soll. Denken & Ausstrahlen wirkt am tiefsten. Denken kann man lernen. Ich freue mich auf Euren Erfolg.

Franz Josef Neffe

Autoaggressives Kind 04 Nov 2012 11:55 #3

  • Katja
Hallo Diana,

wie gehen denn die Eltern zu Hause mit dem Verhalten ihres Sohnes um?
Diana schrieb:
Ich habe nächste Woche ein Elterngespräch mit meiner Kollegin. Wir können es nicht ständig verhindern, dass er sich selbst schlägt (Kinderzahl ist 19) und kriegen ihn nur schwer zur Ruhe. Bringt es etwas den Eltern zu raten, sich psychologischen Rat zu suchen? Oder außer Haus eine heilpädagogische Spieltherapie zu starten (falls es sowas in den USA gibt)?

In der Kita ist es schwierig neben vielen anderen Kindern sich auf ein einzelnes zu konzentrieren. Vielleicht gibt es bei euch eine Möglichkeit für Ergotherapie? Das hielte ich noch für sinnvoller als eine heilpädagogische Spieltherapie. Vielleicht gibt es auch etwas (Psychomotorik, sensorische Integrationstherapie, vielleicht sogar Feldenkrais etc.), dass sich intensiv mit körperbetonten Methoden befasst, also seine haptische, taktile und die eigene Körper- und Tiefenwahrnehmung anspricht. So etwas würde ich den Eltern vermutlich empfehlen.

In der Kita selbst sind vielleicht Spiele günstig, die ebendiese Bereiche ansprechen. Solche lassen sich bestimmt gut in einer Kleingruppe umsetzen. Vielleicht lassen sich auch im Umgang mit dem Jungen Verhaltensalternativen anbieten. Damit er einen anderen Weg lernt, seinen Frust, Unverständnis, Verwirrung auszudrücken. Z.B. wenn er sich kneifen oder kratzen will, die Hände aufhalten und ihm zeigen, dass er Stampfen kann stattdessen. Wenn er das anwendet sofort positiv verstärken mit überschenglichem Lob oder einer winzigen Nascherei.

Soweit meine Ideen.

Halt uns bitte auf dem Laufenden, was das Elterngespräch bewirkt hat.

Liebe Grüße,

Katja