Trennungskinder - Opfer einer Scheidung

Trennungskinder - Opfer einer Scheidung

Die Trennung der Eltern ist eine dramatische Veränderung in der Familienstruktur. Kinder brauchen viel Geborgenheit, Kraft und Sicherheit, um diese Änderung zu bewältigen. Und nicht nur Kinder, sondern alle Familienmitglieder brauchen Zeit, um diese Veränderungen zu überstehen. Veränderung heißt, dass sich jedes Familienmitglied mit dem Thema Trennung auseinandersetzen sollte.

Keine Geheimnisse gegenüber Kindern

Betroffene Kinder möchten wissen, was sich im Elternhaus abspielt. Das heißt, sie möchten mit einbezogen werden. Oft ist auch zu beobachten, dass sie mit allen Mitteln versuchen, die Trennung zu verhindern. Geheimnisse oder gar Leugnungen gegenüber Kindern sind nicht zu empfehlen. Kinder spüren eher die non-verbale Sprache der Erwachsenen als die verbale Sprache. Sie haben ein sehr feines Gespür, wenn eine drohende Gefahr in der Luft liegt. Wachsende Spannungen haben die Kinder vielleicht schon mitbekommen, bevor sie ihnen von der Trennung erzählen. Deshalb ist es wichtig, mit den Kindern offen darüber zu sprechen. Geheimnisse kränken sie nur noch mehr.

Wie sage ich es meinen Kindern?

Erklären Sie ihren Kindern die Trennung möglichst altersgerecht. Wichtig ist, dass sie auch erklären, was sich ändern wird, z. B. "der Papa besucht dich an den Wochenenden". Fragen Sie ihre Kinder auch, was sie brauchen und wie es ihnen dabei geht. Denn Kinder fühlen sich schnell schuldig, wenn sich Papa und Mama trennen. Kinder erleben die Scheidung der Eltern als Angstsituation, da sie befürchten ein Elternteil zu verlieren. Auch deshalb ist es wichtig, dass sie ihren Kindern altersgerecht erklären können, dass sie nicht an der Trennung schuldig sind. Kinder befinden sich bei der Trennung der Eltern oft in einem Loyalitätskonflikt und fühlen sich schuldig für die Situation. Sätze wie "Papa und Mama haben sich nicht mehr lieb, aber Papa und Mama lieben euch" können ein Anfang sein.

Nicht den anderen Elternteil schlechtmachen!

Auch wenn Eltern selbst unter der Trennung leiden und sehr wütend aufeinander sind, so sollten sie niemals in Gegenwart ihrer Kinder negativ über das jeweils andere Elternteil sprechen. Elternteile versuchen oft, Kinder auf ihre Seite zu ziehen, um sich so am Ex-Partner zu rächen. Kinder fühlen sich dabei allerdings stark unter Druck gesetzt, da sie plötzlich Partei ergreifen sollen. Aber für ihre psychische Entwicklung ist es wichtig, dass sie beide Elternteile achten dürfen. Denn eines ist immer wichtig zu beachten: Für Kinder sind beide Eltern zentrale Bezugspersonen. Und in der Regel lieben Kinder auch beide Elternteile. Bei Verlust eines Elternteils fühlen sich Kinder orientierungslos.

Es gibt einige Eltern, die ihr Kind nur noch an Wochenenden oder zu Feiertagen sehen dürfen. Meist werden die Kinder dann mit Geschenken überhäuft, dürfen lange fernsehen und viel Süßigkeiten essen. Diese "Bestechungsversuche" sorgen oft für Ärger, wenn das Kind wieder zu Hause ist. Dann heißt es: "Bei Papa durfte ich aber ...".  In Erziehungsfragen sollten sich auch nach einer Trennung beide Elternteile einig sein. Ein "Hüh und Hott" verunsichert nur das Kind. Außerdem sorgen solche Bestechungsversuche nur für unnötige Konflikte, die nicht provoziert werden müssen.

Verhalten der Kinder während der Trennung

Kinder reagieren oft mit Verhaltensauffälligkeiten während einer Trennung. Diese Verhaltensauffälligkeiten sind ein Lösungsmuster des Kindes, mit der Situation fertig zu werden. Kleinkinder verhalten sich oft aggressiv oder sind total verängstigt. Es kann z. B. vorkommen, dass es beginnt, wieder einzunässen, obwohl es bereits trocken war.

Schulkinder können oft dem Unterricht nicht mehr folgen, deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn sie schlechte Noten schreiben. Schulkindern ist es zwar eher bewusst, dass sie nicht an der Trennung der Eltern schuld sind, aber oft fehlen die Gespräche über die eigenen Gefühle. Sie fühlen sich allein gelassen, traurig, werden aggressiv oder sind hilflos. Manche Schulkinder ziehen sich ihr  Zimmer zurück und sind kaum noch ansprechbar. Manche Kinder im Schulalter werden von einem der Elternteile auch als "Partner-Ersatz" oder "beste Freundin" gesehen. Diese Mütter oder Väter sprechen mit dem Kind über die eigenen Probleme, fragen nach Lösungen. Kinder können jedoch naturgemäß nicht wie Erwachsene reagieren und fühlen sich in solchen Situationen einmal mehr überfordert. Betroffene Kinder werden zu früh in eine Erwachsenenrolle gedrängt, was für die psychische Entwicklung des Kindes ungünstig ist.

Bei Verhaltensauffälligkeiten des Kindes sollten Eltern eine Beratungsstelle oder eine heilpädagogische Spieltherapie in eienm SpZ (Sozialpädriarischen Zentrum) oder in einer integrativen Kindertagesstätte in Anspruch nehmen.

Unterstützung von Beratungsstellen

Auch, wenn es Eltern schwerfällt, ist es wichtig, dass Kinder in dieser Zeit viel emotionale Unterstützung bekommen. Eine gute Möglichkeit, um das Kind zu verstehen, ist, das Kind aus der Ferne einmal zu beobachten. Spielt es noch intensiv? Oder spielt es nur oberflächig? Bemerken Sie Veränderungen an ihrem Kind? Versuchen sie einmal, sich in die Lage Ihres Kindes hineinzuversetzen und alles mit Kinderaugen zu sehen. Erst dann merkt man als Elternteil, welche Trauer, Ängste und Wut das Kind in dieser Krisenzeit erlebt. Für Kinder ist die Trennung oft ein Weltuntergang.

Natürlich ist es für die belasteten Eltern nicht einfach, ihren Kindern in der schweren Situation Kraft und Sicherheit zu geben. Eltern sind in dieser Zeit besonders hilflos und völlig überfordert und reagieren schnell gereizt. Dies merkt auch das Kind und fühlt sich vielleicht schuldig an der emotionalen Überlastung des Elternteils.

Familien in Trennungssituationen brauchen besondere Unterstützung. Es gibt eine Vielzahl von Unterstützungsmöglichkeiten. Doch leider muss ich immer wieder feststellen, dass sich Eltern einfach nicht trauen und überwinden können, eine Beratungsstelle in Anspruch zu nehmen. Laut Gesetz haben Eltern sogar ein Recht darauf, sich eine Beratungsstelle aufzusuchen und über ihre Ängste zu sprechen.

Weiterführende Quellen

  • Erfahrungsberichte über betroffene Eltern finden sie auf www.netmoms.de.
  • Beim Deutschen Kinderschutzbund www.dksb.de gibt es u.a. ein Sorgentelefon, über das Kinder udn Jugendliche sich über ihre Rechte aufklären lassen können. Kinder haben z.B. das Recht auf Schutz vor seelischer und körperlicher Gewalt.
Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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