Geistige Behinderung - Pädagogische Ziele nach Speck

Geistige Behinderung - Pädagogische Ziele nach Speck

Dieser Artikel stellt die Denk- und Gedächtnisleistung von Menschen mit geistiger Behinderung dar. Außerdem nennt er die pädagogischen Ziele für die Förderung oder Frühförderung von Kindern mit geistiger Behinderung gemäß des Sozialwissenschaftlers Otto Speck.

Besonderheiten des Denkens bei Menschen mit geistiger Behinderung

  • Die Denkprozesse sind verlangsamt. Daher ist es wichtig, beispielsweise nach einer Frage genügend Zeit zu lassen, um zu antworten.
  • Die Aufmerksamkeit richtet sich auf stark hervortretende Merkmale oder Dinge in der Umgebung.
  • Das Vergleichen zwischen Objekten fällt schwer, da die Konzentration rasch nachlässt.
  • Das Bilden von Oberbegriffen fällt schwer. (Beispiel: Äpfel und Birnen sind Obst)
  • Längeres Nachdenken über eine Situation fällt schwer aufgrund von Ermüdung und Konzentrationsschwäche.
  • Das Nachdenken über Handlungen und Handlungsabläufe fällt schwer, da die Wahrnehmung der Serialität gestört ist. Das Überlegen oder Einhalten eines Handlungsplans ist daher kaum möglich.
  • Die eigenen Fehler werden kaum bemerkt.
  • Manche Menschen mit einer geistigen Behinderung zeigen impulsive körperliche Distanzlosigkeit. Daher ist es wichtig, klar und deutliche Grenzen zu signalisieren.

Besonderheiten der Gedächtnisleistung

  • Die Einkodierung sowie das Abrufen von Informationen verläuft langsam.
  • Geistig behinderte Menschen vergessen schneller als nicht-behinderte Menschen. Ein häufiges Wiederholen ist notwendig, um Informationen abzuspeichern.
  • Sie erinnern sich meist nur an konkrete und anschauliche Begriffe. Beschäftigungsangebote sollten entsprechend geplant werden. Abstrakte Begriffe werden schlechter wahrgenommen und werden nur langsam und mühevoll abgespeichert.
  • Inhalte werden besser erinnert, wenn sie über mehrere verschiedene Sinneskanäle vermittelt werden.
  • Geistig behinderte Menschen reagieren im Allgemeinen gut auf Imitationen. Hier kann gut mit Beschäftigungsangeboten angesetzt werden.
  • Sie reagieren stärker auf nonverbale Kommunikation, z. B. Mimik, Gestik, emotionale Zuwendung, körperliche Nähe.

Pädagogische Ziele nach Speck

Erschließen von Lebenszutrauen

Menschen mit geistiger Behinderung sollen sich freuen können. Dies ist ein Gefühl der Daseinsbereicherung. Wir wissen leider darüber, wie sich Menschen mit geistiger Behinderung freuen. Lebenszutrauen kann in vielen alltäglichen Situationen gewonnen werden.

Ausbildung von Lebensfertigkeiten

Kinder mit geistiger Behinderung erlernen und erwerben Fähigkeiten, die für ihre soziale Eingliederung und für ihr Leben wichtig sind. Ziel hierbei ist auch, Zuwendung von seiner Umwelt zu erlangen. Menschen mit einer geistigen Behinderung erwerben oft zunächst in einer integrativen Kindertagesstätte, später in einer Förderschule kognitive, sozial-emotionale sowie motorische Fähigkeiten.

Folgende Bereiche werden üblicherweise gefördert:

  • persönliche Pflege, z. B. An- und Auskleiden, Körperpflege
  • häusliche Arbeiten, z. B. Mithilfe in der Küche, Haushalt
  • soziale Umgänglichkeiten, z. B. Umgangsformen, Hilfsbereitschaft
  • körperliche Geschicklichkeit, z. B. Schwimmen, Reiten
  • musisches Tun und Handfertigkeit, z. B. Singen, Malen
  • Sprache, z. B. Benennen von Dingen, sich mitteilen
  • kognitive Techniken, z. B. Wahrnehmen und Unterscheiden von Gegenständen
  • Arbeit und Berufsvorbereitung, z. B. Arbeiten mit Werkzeugen

Vermittlung von Lebensorientierung

Ein Mensch mit einer geistigen Behinderung ist in der Lage, seine Welt zu finden, zu gliedern und zu gestalten.
Die Erziehung muss daher die notwendige Hilfe anbieten, so dass der betreffende Mensch seine Welt kennen und deuten lernen kann. Die unmittelbare Umwelt wird zur eigenen Welt, wenn sie ihm geöffnet und gezeigt wird.

Menschen mit einer geistigen Behinderung benötigen mehr Orientierungshilfen als Menschen ohne Behinderung. Dies ist wichtig für das Leben und die soziale Eingliederung.

Gründe für eine Frühförderung

  • Die Lebenshaltung eines Menschen ist das komplexe Ergebnis der Erschließung von Lebenszutrauen, der Ausbildung von Lebensfertigkeiten und der Gewinnung von Lebens- und Werthaltungen.
  • Das individuelle Wertekonzept eines Menschen mit geistiger Behinderung orientiert sich an Werten und Normen, die ihm begegnen und zugänglich sind.
  • Wertehaltung, die in der Erziehung des Menschen mit geistiger Behinderung anzustreben sind, unter anderem:
    • gute Arbeitshaltung, z. B. Wertschätzung gelungener Arbeit
    • freundiche Einstellung zu anderen Menschen, z. B. Kontaktfreundlichkeit, Hilfsbereitschaft
    • Bereitschaft zum Teilen
    • gute Einstellung zu Natur und Umwelt
    • sorgsamer Umgang mit eigenem und fremdem Eigentum
  • Die Entwicklung des Gehirns ist in hohem Maße abhängig von den Anregungen aus der Umwelt. Dies nutzt der Pädagoge besonders in den sensiblen Phasen eiens Kindes.
  • Geistig behinderte Menschen benötigen mehr Zeit zur Förderung.
  • Die Entwicklungsdynamik ist sehr hoch, Entwicklungsverzögerungen wirken sich schneller gravierend aus.
  • Durch Lernen, Anregung, Erfahrung aus der Umwelt bildet das Gehirn Synapsen. Die Synapsen bilden sich im kindlichen Gehirn am schnellsten.
  • Problematische Verhaltensweisen bzw. Verhaltensstörungen haben sich noch nicht verfestigt.

Weitere Informationen

Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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