Mögliche Zielgruppen

Mögliche Zielgruppen

In Bezug auf die Erwachsenenbildung von geistig behinderten Menschen unterscheidet Georg Theunissen (2003: 7 f) drei Personenkreise:

  1. Zur ersten Gruppe zählen Personen, die in geschützten Werkstätten für behinderte Menschen (WfB) arbeiten oder einfache Tätigkeiten auf dem freien Arbeitsmarkt übernehmen. Sie können sich meist sprachlich äußern und verständigen, sind relativ selbstständig und leben meist bei den Eltern bzw. in betreuten Wohneinrichtungen. Diese Personengruppe gilt in den meisten Konzeptionen der Erwachsenenbildung für Menschen mit lern- bzw. geistiger Behinderung als Hauptadressat, so dass ihnen entsprechend breites Spektrum an Bildungsangeboten bereitgestellt wird.
  2. Der zweite Personenkreis umfasst Menschen, die als mehrfach und schwer geistig behindert gelten und darüber hinaus oftmals durch zusätzliche Beeinträchtigungen (z. B. Rollstuhl-gebundenheit, autistische Verhaltensweisen, Verhaltenssauffälligkeiten, psychische Störungen, Hospitalisierungssymptome, chronische Erkrankungen usw.) eingeschränkt sind. Sie sind nicht bzw. kaum in der Lage sich sprachlich zu äußern und sind im hohen Maße auf fremde Hilfe angewiesen. Bis vor einigen Jahren galt diese Personengruppe als „bildungsunfähig" und ist bis heute eher ein Stiefkind der Erwachsenenbildung behinderter Menschen, auch wenn diese Personen ganz langsam als Zielgruppe ins Blickfeld der Bildungsarbeit für behinderte Menschen rücken.

Eine dritte Gruppe umfasst Personen, die als „alt" gelten und häufig eine „Institutionsbiographie" aufweisen. Da deren Bedürfnisse von denen der jüngeren Menschen mit geistiger Behinderung abweichen, ist hier die Entwicklung spezieller lebensbegleitender Modelle für alte Menschen mit Behinderung unter Einbeziehung der Biographiearbeit erforderlich.

Die Bildung bei Menschen mit Lernschwierigkeiten und leichten geistigen Behinderungen wird heute nicht mehr in Frage gestellt. Als problematisch zu betrachten sind jedoch die noch immer bestehenden Vorurteile bezüglich der Bildung geistig schwerst- und oder mehrfach behinderten Menschen. Interessant ist ebenso die Arbeit mit älteren geistig behinderten Menschen, hier sind laut Ansicht der Autorin insbesondere biographiebezogene Ansätze wirksam. An dieser Stelle sei auf ein interessantes Buch von Christian Lindmeier zu Biografiearbeit mit geistig behinderten Menschen [6] verwiesen. Im Rahmen dieser Arbeit erfolgt keine weitere Auseinandersetzung mit dieser Personengruppe.

[6]Lindmeier, Christian: Biografiearbeit mit geistig behinderten Menschen. Ein Praxisbuch für Einzel- und Gruppenarbeit. Juventa Verlag, Weinheim und München, 2004

Über die Autorin/den Autor
Alexandra May ist Diplom-Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin (FH). Zusätzlich studierte sie Erwachsenenpädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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