Die geschichtliche Entwicklungen der Erwachsenenbildung für Menschen mit geistiger Behinderung in den 80er Jahre bis heute

Die geschichtliche Entwicklungen der Erwachsenenbildung für Menschen mit geistiger Behinderung in den 80er Jahre bis heute

Gegen Ende der 80er Jahre geriet das Zielgruppenkonzept in der allgemeinen Erwachsenenpädagogik immer mehr in Misskredit, da dieses zu einer Homogenisierung und Ausgrenzung der Lerngruppen führt (vgl. Lindmeier; Ryffel; Skelton 2000: 133). Es kam zu einem Rückgang der Zielgruppenarbeit und der integrativen Bestrebungen in der allgemeinen Erwachsenenpädagogik und zur Herausbildung separativer Tendenzen. Georg Theunissen (2003: 12) betont, dass die Randständigkeit der Erwachsenenbildung bei Menschen mit geistiger Behinderung noch längst nicht überwunden ist und die gesellschaftliche Stigmatisierungstendenz gegenüber diesen Menschen anhält. So haben sich Institutionen der allgemeinen Erwachsenenbildung (wie z. B. die Volkshochschulen) trotz des Prinzips der Offenheit erst ansatzweise für die Bildungsarbeit mit geistig behinderten Menschen geöffnet. Georg Theunissen (2003: 48) vermutet, dass der erhöhte Organisations- und Betreuungsaufwand Grund dafür ist, dass die Bildungsangebote damals wie heute vorrangig von Verbände, Trägern und Einrichtungen der Behindertenhilfe und nicht durch allgemeine Bildungsstätten initiiert und durchgeführt werden. Im Sinne des Normalisierungsprinzips jedoch wäre die Bildung von Menschen mit geistiger Behinderung auch der Auftrag der Volkshochschulen. Wie im Grundgesetz im Artikel 3, Absatz 1 und 3 verankert ist, darf niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden (vgl. Deutscher Bundestag 1994: 12). Die Gedanken des Normalisierungsprinzips und der Chancengleichheit sagen aus, dass gesellschaftliche Angebote, wie z. B die der Erwachsenenbildung für Menschen mit geistiger Behinderung ebenso normal und zugänglich sein müssen wie für nichtbehinderte Menschen (vgl. Theunissen 2003: 12). Heute bieten viele Einrichtungen der Behindertenhilfe interne Bildungskurse –als festen Bestandteil ihrer Arbeit- für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung an. Aus integrationspädagogischer Sicht ist darüber hinaus ebenso die Erweiterung integrativer Angebote in der allgemeinen Erwachsenenpädagogik dringend erforderlich.

Über die Autorin/den Autor
Alexandra May ist Diplom-Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin (FH). Zusätzlich studierte sie Erwachsenenpädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Wie gefällt Ihnen diese Seite?
(1 Bewertung, durchschnittlich 5.00 von 5)
Nach oben scrollenNach oben

Weitere Seiten aus dieser Arbeit

Erwachsenenbildung für Menschen mit geistiger Behinderung

Wussten Sie schon, ...

... dass es auf diesem Portal auch Hunderte AusmalbilderKinderlieder, Zungenbrecher und mehr zu entdecken gibt?